Die Berge des Himalaya
(The mountains of Himalaya)

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Karakorum - Übersicht

 

Quellen der Detail-Informationen:

- A Study of Karakorum & Hindukush Mountains, Edited by Tsuneo Miyamori & Sadao Karibe, 
  Maps no. 5 - 13, 1 : 150.000 bzw. 1 : 75.000
- Alpenvereinskarte Hunza-Karakorum 1 : 100.000
- Wolfgang Heichel: Chronik der Erschließung des Karakorum, Teil 1- Western Karakorum
- Wolfgang Heichel: Chronik der Erschließung des Karakorum, Teil 2 - Central Karakorum I
  (Bestellmöglichkeit über den Link)
- Eigene Auswertungen von Fotos zu Höhen bestimmter Gipfel

 

Links zu zugehörigen Informationen  dieser Website:

- Gesamtübersicht über den Himalaya
- Gipfelliste "Gipfel > 6750 m"
- Gipfelliste "Berge im Karakorum"
- Die 14 Achttausender mit Geschichte und Literatur
- Karakorum aus der Luft
- K2 - Gipfelpanorama
- Gasherbrum I - Gipfelpanorama
- Broad Peak - Gipfelpanorama
- Hohe Siebentausender
- Gletscher im Karakorum
- Kashmir-Konflikt

Beschreibungen zur Region:

Inhalt:

1. Die Gebirgszüge des Karakorum
2. Gehört der Karakorum denn wirklich zum Himalaya?
3. Die typischen Merkmale der Landschaft
4. Nur begrenzte Infrastruktur frü den Tourismus und Zugangsbeschränkungen
5. Reisezeit nur im Sommer
6. Irritationen um Namen und Höhenangaben

1. Die Gebirgszüge des Karakorum

Der Karakorum ist der Gebirgsteil des Himalaya am nordwestlichen Ende des Himalaya zwischen 34 und 37 Grad nördlicher Breite und 74 und 78 Grad östlicher Länge. Der Karakorum wird begrenzt

- im Westen/Südwesten von den Flüssen Gilgit und Indus
- im Süden/Südosten vom Indus und seinem Nebenfluß Shyok
- im Osten/Nordosten von den Flüssen Shyok und Shaksgam
- im Norden von der Staatsgrenze Pakistans zu China und Afghanistan

Auf der Karakorum-Konferenz im Jahr 1937, die vom Survey of India, der Royal Geographic Society, dem Alpine Club und dem Himalayan Club durchgeführt wurde, war man übereinstimmend der Meinung, dass der Karakorum als Teil des Himalaya zu betrachten sei. Für die einzelnen Gebirgsteile des Karakorum legte man Bezeichnungen fest, die seitdem als verbindlich für die Kartenwerke gelten. Der in der Mitte verlaufende Hauptkamm wurde als Great Karakorum (Großer Karakorum) bezeichnet mit folgenden sieben Unterabschnitten:

- Saser Muztagh: vom Bogen des Shyok im Südosten bis zum Saser-Pass mit dem Hauptgipfel Saser
  Kangri
- Rimo-Muztagh: vom Saser-Pass bis zum Italian Pass mit den Hauptgipfeln Mamostong Kangri und
  Rimo
- Siachen-Muztagh: das Gebiet nordöstlich des Siachen-Gletschers vom Italian-Pass bis zum 
  Sia Kangri
  mit den Hauptgipfeln Teram Kangri und Singhi Kangri
- Baltoro-Muztagh: vom Sia Kangri bis zum Westlichen Muztagh-Pass mit den Hauptgipfeln
  Gasherbrum I (Hidden Peak), Gasherbrum II, Broad Peak, K2 und Muztagh Tower
- Panmah-Muztagh: vom Westlichen Muztagh-Pass bis zum Snow Lake mit den Hauptgipfeln Chiring,
  Skamri, Baintha Brakk (Ogre) und Lukpe Lawo Brakk
- Hispar-Muztagh: vom Snow Lake bis zur Hunza-Schlucht mit den Hauptgipfeln Kanjut Sar, Kunyang
  Chhish, Disteghil Sar und Trivor
- Batura-Muztagh: von der Hunza-Schlucht bis zum Chillinj-An im Nordwesten mit den Hauptgipfeln
  Shispare, Batura und Kampire Dior

Die Gebiete südlich und nördlich des Great Karakorum wurden als Lesser Karakorum (Kleiner Karakorum) bezeichnet. Bei den betreffenden Gebirgsteilen wird aber nicht der Begriff "Muztagh" (Eisgebirge) verwendet; man spricht nur von Groups (Gruppen) oder Mountains (Berge) oder Ranges (Ketten). Nördlich des Great Karakorum sind es die 

- Ghujerab-Mountains mit dem Karun Kho ( 6977 m) als höchstem Gipfel und die
- Lupghar-Gruppe nördlich des Batura Muztagh, deren höchste Gipfel nur knapp die 6000m-Marke
  übertreffen.

Die Aghil-Mountains nordöstlich des Shaksgam zählen nicht mehr zum Karakorum. Am ausgeprägtesten im Lesser Karakorum ist die südliche Kette, die fast so lang ist wie der Great Karakorum und parallel zu diesem verläuft. In dieser Kette sind die wichtgisten Unterbereiche

- Saltoro Range mit den Hauptgipfeln K12 und Saltoro Kangri
- Masherbrum-Range mit den Hauptgipfeln Masherbrum und Chogolisa
- Haramosh-Range mit den Hauptgipfeln Haramosh I und Paraber
- North of Haramosh Range mit dem Hauptgipfel Spantik
- Rakaposhi Range mit den Hauptgipfeln Rakaposhi, Diran und Malubiting

Nimmt man die parallel von Ostsüdost nach Westnordwest verlaufenden Hauptgebirgszüge des Karakorum (Great Karakorum und Lesser Karakorum) als Grundlage für die Orientierung, so fällt es wesentlich leichter, dieses auf den ersten Blick so verwirrend erscheinende Gebirge vor dem geistigen Auge zu ordnen. 

Von den großen Gletschern (mit mehr als 50 km Länge) liegen der Hispar-, Biafo-, Baltoro- und Siachen-Gletscher zwischen dem Great Karakorum und dem südlichen Lesser Karakorum, der Batura- und der Rimo-Gletscher nördlich davon. Von den großen Kämmen verlaufen kleinere Seitentäler nach beiden Seiten, in denen die zahlreichen kleineren Gletscher des Karakorum liegen, die aber teilweise ebenfalls noch stattliche Längen aufweisen. Im Zentrum des Karakorum schwenken der Great Karakorum und die Südkette des Lesser Karakorum auf einer kurzen Strecke auf die Richtung Ost-West, um dann wieder in "diagonaler" Richtung weiterzuverlaufen. Diesem "Schwenk" folgt zwangsläufig auch der hier gelegene Baltoro-Gletscher, aber nur auf 2/3 seiner Länge zwischen Payu und Concordia.

2. Gehört der Karakorum denn wirklich zum Himalaya?

Die Frage wurde bereits von der oben erwähnten Karakorum-Konferenz von 1937 beantwortet: Ja, der Karakorum ist ein Teil des Himalaya.

Man kann natürlich jede einmal getroffene Vereinbarung auch wieder in Frage stellen. In diesem Fall wäre es aber vollkommen verfehlt, denn 1937 haben wirklich kompetente Gruppen entschieden, und sie hatten gute Gründe für ihre Entscheidung, nämlich die Folgerungen aus der Entstehungsgeschichte des Gebirges.

Der Himalaya (einschl. Karakorum) ist eines der jüngsten Gebirge der Erde. Es ist entstanden durch das Aufeinanderstoßen der Kontinentalplatten des asiatischen Kontinents im Norden und des indischen Subkontinents im Süden. Die Trift der Kontinentalplatten wird verursacht durch die Magmaströmungen im Erdinneren. Stoßen zwei Kontinentalplatten aufeinander, so wirken gewaltige Kräfte. Gesteinsmassen der Platten müssen in den aufeinanderstoßenden Randbereichen ausweichen. Durch Auffaltungen nach oben entstehen Gebirge, durch Ausweichen nach unten in die tieferen Magmaschichten schmilzt Gestein auf und dringt wieder nach oben. 

Das gesamte Gebirge hat also eine gemeinsame Entstehungsgeschichte. Der Teil, den wir Karakorum nennen, ist im Süden vom Indus und seinem Nebenfluss Shyok vom übrigen Himalaya getrennt. Gäbe es den von diesen Flüssen erzeugten, von Ost-Süd-Ost nach West-Nord-West verlaufenden tiefen Einschnitt nicht, so würde niemand in Zweifel ziehen, dass die Berge südlich und nördlich zu ein und demselben Hauptgebirgskamm zu zählen sind. Aber auch so dürfte es keinen Zweifel geben, denn der Indus/Shyok trennt nicht zwei Gebirge mit unterschiedlicher Entstehung, sondern stellt lediglich ein Erosionstal dar, das sich der schon viel ältere Fluss in die sich, links wie rechts des Ufers, hebenden Gesteinsschichten gegraben hat. Der bekannte Expeditionsleiter und Bergsteiger G.O. Dyhrenfurth hat es in seinem Buch "Baltoro" so formuliert: "Die Trennung von Himalaya und Karakorum durch das Shyok-/Industal ist schließlich nicht viel anders als z.B. die Trennung der Zentralalpen und der nördlichen Kalkalpen durch das Inntal. Oder – ein anderes Beispiel: Geologisch und morphologisch ist der Unterschied zwischen dem Karakorum-Himalaya und der Hauptmasse des eigentlichen Himalaya bestimmt geringer als der Gegensatz zwischen den Zentralalpen und den Dolomiten, die ohne scharfe Grenze in die Gebirge der Balkan-Halbinsel übergehen. Also – der Karakorum gehört zum Himalaya-System."

Übrigens zeigt uns der Verlauf des Indus, dass der Himalaya keine Wasserscheide ist. Der Indus entspringt im Südosten in Tibet und damit nördlich (!) des Himalaya in der Nähe des heiligen Berges Kailash, dort wo auch der nach Osten verlaufende Tsangpo (Brahmaputra) entspringt. Diese beiden Flüsse haben aber dennoch ihre Mündungen im Süden am indischen Ozean, d.h. sie durchbrechen den Hauptkamm des Himalaya, wenn auch auf erheblichen Umwegen. Dies ist nur dadurch erklärbar, dass die Flüsse bereits vor den größten Hebungen der jüngeren Erdgeschichte existierten. Mit der Hebung der Gesteinsformationen haben sie sich nach und nach immer tiefer eingegraben. Auch einige weitere Flüsse wie z.B. der Kali Ghandaki und der Arun in Nepal entspringen nördlich des Himalaya und durchfließen das Gebirge nach Süden. Sie sind also ebenfalls älter als das Gebirge.

3. Die typischen Merkmale der Landschaft

Vergleicht man die Topografie des Karakorum mit der des übrigen Himalaya, so fällt eine extreme Dichte an hohen Gipfeln, das große Maß der Vergletscherung sowie die Wüstenhaftigkeit der Täler auf.

Im Karakorum liegen zwar "nur" 4 der insgesamt 14 Achttausender des Himalaya, aber 75 Siebentausender gegenüber z.B. "nur" 54 in Nepal. Auch bei den Sechstausendern verhält es sich ähnlich. Durch diese hohe Dichte an hohen Gipfeln zwischen tief eingeschnittenen Tälern wirkt das Gebirge schroff und unwirtlich. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch das hohe Maß an Vergletscherung und durch die wüstenhaft wirkenden Täler. Im Vergleich zu den Bergen des indischen oder des nepalesischen Himalaya ist der Karakorum wilder und bizarrer und wird deshalb von den meisten Besuchern als spektakulärer und beeindruckender geschildert. Andererseits stellen Trekking-Touren oder Gipfelbesteigungen im Durchschnitt deutlich größere Anforderungen an die Teilnehmer als in den übrigen Regionen des Himalaya, was dem Zustrom an Trekkern und Bergsteigern ganz natürlich begrenzt.

Der hohe Grad der Vergletscherung ist bedingt durch die – gegenüber Nepal – nördlichere Lage mit niedrigeren Durchschnittstemperaturen. Während die Berge in Nepal um den 28sten Breitengrad liegen, erstreckt sich der Karakorum zwischen 34 und 37 Grad nördlicher Breite. Diese kältere Klimazone bewirkt auch, dass die Zungen der großen Gletscher bis auf viel niedrigere Höhen hinunter reichen, z.B. am Baltoro-Gletscher auf 3600 m, am Biafo-Gletscher auf 3100 m und am Batura-Gletscher gar auf 2600 m. Im Karakorum sind die Täler außerhalb der wenigen besiedelten Bereiche geprägt von gewaltigen Gletschern mit bis zu 70 km Länge und mehreren Kilometern Breite. Diese Dimensionen, die oft extrem zerklüfteten Oberflächen und die gebirgeartigen Moränen sind so ungewohnt, dass Neulinge die Herausforderungen, welche diese Gletscher dem Begeher abverlangen, in der Regel vollkommen unterschätzen. Viele Zonen der Gletscher sind sogar nahezu unbegehbar. Das Abschmelzen der gewaltigen Gletschermassen im Sommer führt dazu, dass die Gebirgsbäche oder Gletscherbäche auf der Oberfläche zu gefährlichen Hindernissen werden. So ist z.B. das Shaksgam-Tal im Nordosten mitunter unpassierbar. Der Unkundige muss sich im Karakorum unbedingt einer erfahrenen Führung anvertrauen, zumal er sich in Regionen bewegt, wo die nächste Siedlung viele Tage entfernt ist.

Die meisten der hohen Gipfel des Karakorum liegen in einer abgeschiedenen Welt aus Fels, Schnee und Eis mit wüstenhaft anmutenden Tälern – braun und weitgehend ohne Vegetation. Wälder sucht man im Karakorum vergebens, selbst in den tiefsten Lagen. Die Winter sind extrem kalt und lang. Im Gegensatz zum nepalesischen Himalaya, wo der Monsun für große Mengen an Niederschlag sorgt, fällt im Karakorum vergleichsweise wenig Niederschlag; der Einfluß des Monsuns ist hier nur noch begrenzt zu spüren. In den tief liegenden Tälern des Indus, des Gilgit und des Hunza, die von ihrer Höhenlage her durchaus für Ansiedlungen geeignet wären, ist es in den Sommermonaten sehr heiß. Hier kann es sein, dass trotz starker Bewölkung auf dem Talboden kein Regen ankommt, weil er vorher in der Hitze verdunstet ist. Die geringe Niederschlagsmenge in den Tälern und das raue Winterklima geben dem Pflanzenwuchs fast keine Chance. Dies alles ist der Grund dafür, dass sich fast keine Menschen angesiedelt haben, denn wenn sich nicht einmal die meisten Täler für den Anbau von Getreide oder als Weidegrund für Vieh eignen, so haben die Menschen keine Existenzgrundlage. Dort, wo man Dörfer und grüne Felder oder gar Obstplantagen antrifft, hat der Mensch der Natur in mühsamer Arbeit über Jahrhunderte ein Stück Lebensraum abgerungen, indem er von den Gletscherbächen Bewässerungskanäle bis zu den tiefer liegenden Orten gebaut hat. Das bedeutendste Beispiel für eine solche, vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaft ist das Hunza-Tal. Der Tourismus, der allerdings im Wesentlichen auf die Monate Juni bis September beschränkt ist, eröffnet seit jüngerer Zeit eine gewisse Möglichkeit für die Menschen, ihre Lebensgrundlage zu verbessern. 

4. Nur begrenzte Infrastruktur für den Tourismus und Zugangsbeschränkungen

Fast alle Ansiedlungen des Karakorum befinden sich in den tiefen Lagen der Täler des Indus, Gilgit und Hunza, also an den Rändern des Karakorum. Diese Orte (z.B. Gilgit, Karimabad, Gulmit, Pasu, Nagar, Skardu) liegen alle am Karakorum Highway, d.h. sie sind in der Regel mit Bus oder Auto erreichbar. "In der Regel" bedeutet: wenn nicht ein Erdrutsch die Straße irgendwo unterbrochen hat. Man möge auch aus dem Wort "Highway" keine zu größen Erwartungen an den Fahrkomfort entwickeln. Das Fahren ist ein durchschüttelndes Abenteuer mit Überraschungen. Dieser "Highway" ist eben auch nur eine Straße in einer wilden Gebirgslandschaft, die ständig von Felsstürzen, Erdrutschen oder über die Ufer tretenden Flussläufen bedroht ist. Die Reparaturkolonnen werden nie arbeitslos. Auch die kein Risiko scheuenden einheimischen Fahrer tragen mit ihrem Fahrstil ihren Teil dazu bei, dass man die Fahrt als Abenteuer empfindet. Die Orte Gilgit und Skardu sind von Islamabad aus auch mit dem Flugzeug erreichbar, sofern die Witterung einen Flug zulässt.

In den Orten am Karakorum Highway finden sich mehr und mehr auch annehmbare Übernachtungsmög- lichkeiten. Das war es dann aber auch schon, d.h. wer in die Berge des Karakorum will, muss sein eigenes Quartier und seine eigene Küche auf den Buckel nehmen. Nur die Orte Shimshal im Norden sowie Askole in der Nähe des Baltoro-Gletschers liegen mitten im Gebirge, beide über abenteuerliche Pisten per Jeep erreichbar. Eine nennenswerte Infrastruktur für Trekker und Bergsteiger gibt es dort aber nicht. Trekking von Lodge zu Lodge, wie es in Nepal möglich ist, geht im Karakorum nicht. Dies bedeutet, dass jeder - sogar der Einzelwanderer - Träger aus der örtlichen Bevölkerung braucht, um irgendein nennenswertes Ziel in der Wildnis erreichen zu können.

Vom indischen Staatsgebiet aus ist der Karakorum praktisch unzugänglich - nicht wegen schwieriger Topografie, sondern weil der südliche und südöstliche Teil des Karakorum Kriegsgebiet in der Auseinandersetzung zwischen Indien und Pakistan um Kashmir ist. Das indische Militär hat die Zugänge für Fremde abgeriegelt. Die "Front" verläuft zwischen Siachen-Gletscher und Baltoro-Gletscher sowie irgendwo zwischen Kargil und Skardu. Gelegentlich, aber selten, erhalten Expeditionen eine Genehmigung zu den südöstlichsten Gipfeln wie Mamostong Kangri und Saser Kangri. Auf pakistanischer Seite wäre es mit dem Baltoro wohl ähnlich, wenn mit einer Sperre nicht so hohe Ausfälle an Besteigungs- oder Trekking-Gebühren verbunden wären. Außerdem ist die Beschäftigung von Einheimischen als Träger ein nicht unerheblicher Wirtschaftsfaktor für das Land. Also kann man auf dem Baltoro-Gletscher merkwürdigerweise quasi mit dem pakistanischen Militär zum Concordia-Platz marschieren und von dort weiter zum Abruzzi-Gletscher in Richtung Conway-Sattel. Erst dort, wo man nach Südosten zum Sia-Kangri gehen könnte, ist Schluss für den Bergsteiger.

5. Reisezeit nur im Sommer

Während in fast allen Teilen des Himalaya die Zeit des Monsun vom Anfang Juni bis Anfang Oktober die Reisenden weitgehend von Unternehmungen im Gebirge abhält, muss im Karakorum genau diese Zeit für Trekking-Touren oder Bergbesteigungen gewählt werden. Die Monate Oktober bis Anfang Mai sind im Karakorum wirkliche Wintermonate, in denen nennenswerte Unternehmungen in Höhen oberhalb von 3000 bis 4000 m praktisch unmöglich sind, im Gegensatz zu weiter südlich gelegenen Teilen des Himalaya, wo die Monate Oktober und November sowie Februar bis Mai zu empfehlen sind, begrenzt sogar Dezember und Januar. Wie bereits erwähnt wurde, sind die Auswirkungen des Sommermonsun im Karakorum höchstens abgemildert zu spüren. Vorherrschend sind die lokalen Wetterbedingungen mit wechselnden Perioden guten und schlechten Wetters.

6. Irritationen um Namen und Höhenangaben

Das Wort "Karakorum" bedeutet "Schwarzes Geröll". "Karakorum" heißt ein Pass am östlichen Rand des Gebirges an der Grenze zu China auf dem Karawanenweg zwischen Leh in Ladakh und Sinkiang. Auf diese Zone trifft "Schwarzes Geröll" durchaus zu. Warum man aber diesen Namen eines Passes, der eigentlich gar nicht mehr zum Gebirgsteil gehört, auf das strahlend weiße Hochgebirge übertragen hat, bleibt eines der großen Geheimnisse der Namensgebungen im Himalaya. Ein unpassenderen Namen hätte man gar nicht wählen können. So heißt dieser Teil des Himalaya also unwiderruflich Karakorum (oder Karakoram im englischsprachigen Raum).  

Der Karakorum-Pass (5575 m) im Osten, nach dem das Gebirge benannt wurde.
Foto: Himalayancamping.com

So manche Namensgebung im Himalaya scheint ohnehin eher Zufall oder Willkür gewesen zu sein als Ergebnis einer fundierten Recherche oder begründeter Namenszuordnung durch die einheimische Bevölkerung. Dass z.B. der Fluss, der dem Baltoro-Gletscher entspringt, Biaho Lungma und ein paar Kilometer weiter unten dann Braldu heißt, ist eine dieser Merkwürdigkeiten. Vielleicht ist "Biaho" auch nur eine Verwechslung mit "Biafo", dem östlich Askole einmündenden Gletschertal; wir können es heute nicht mehr feststellen. Nun kommt aber hinzu, dass es nördlich des Baltoro-Gebietes einen anderen "Braldu" und einen Braldu-Gletscher gibt. Dies lässt die Vermutung aufkommen, dass der Name "Braldu" irrtümlich den falschen Orten zugeordnet wurde. Irgendwann war es dann geschehen und in Karten eingetragen und nicht mehr rückgängig zu machen. Im Fall des Beispiels ist man nun gezwungen vom "Süd-Braldu" und vom "Nord-Braldu" zu sprechen. Der "Süd-Braldu" entspringt dem Baltoro-Gletscher, wenn er auch zunächst Biaho Lungma heißt. Er nimmt oberhalb von der ersten Siedlung Askole die mächtigen Nebenflüsse Dumord (oder Dumordo) und Biafo auf und heißt ab dort Braldu oder – korrekt – Süd-Braldu. Und schließlich – damit die Verwirrung komplett ist – trägt der Fluss ab der Einmündung des von Norden kommenden Basha den Namen "Shigar". Drei Namen für ein und denselben Fluss, aber "Baltoro" heißt er nirgends! Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie beim Studium der Geografie des Karakorum auf Merkwürdigkeiten bei den Namen stoßen! Zudem sind die Schreibweisen vieler Namen in den Karten unterschiedlich. Es kam offensichtlich darauf an, wer von welchem Einheimischen einen bestimmten Namen in welcher Art Aussprache aufgenommen und in eine Karte übertragen hatte. Von Einfluss war wohl auch noch, ob dieser "Fremde" aus dem englisch-, französisch--, italienisch- oder deutschsprachigen Raum kam.

Hinsichtlich der Höhenangaben der Berge ist streckenweise ebenfalls Vorsicht angebracht. Die Probleme aufzuzeigen, die eine exakte Höhenbestimmung in abgelegenen Hochgebirgen mit sich bringt, würde den Rahmen dieser Website sprengen. Deshalb sei hier nur gesagt, dass eine exakte Höhenbestimmung trotz modernster Technik extrem aufwändig ist. Diesen Aufwand an Hunderten oder Tausenden von Gipfeln zu betreiben, kann und will sich niemand leisten. So gibt es bei vielen Gipfeln nur geschätzte Höhenangaben, die man meist an gerundeten Höhenzahlen wie 6100 oder 6250 erkennt. Aber selbst, wo vermeintlich sichere Zahlen wie 8611 oder 8068 etc. zu finden sind, sollte man nicht davon ausgehen, dass diese Angaben nicht doch noch um ein paar Meter von der Realität abweichen können. Auch hier würde eine weitere Absicherung extrem hohen Aufwand bedeuten, ohne dass damit aber eine absolute Sicherheit gewonnen würde. Man denke nur an das Problem der Bestimmung der Höhe 0,00 unter den Gipfeln, denn die Erde ist keine exakte Kugel, sondern – übertrieben ausgedrückt – eine Kartoffel. Nehmen wir die Höhen einfach so, wie wir sie in den Kartenwerken seriöser Autoren vorfinden. Leider fällt nicht jede Karte in diese Kategorie.  

 

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