Lunana-Grat bei Chozo, Bhutan

Die Berge des Himalaya
(The mountains of Himalaya)

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Lunana-Grat* bei Chozo, Bhutan

28°05' N, 90°11' E

* Die Bezeichnung "Lunana-Grat" wurde mangels näheren Angaben in den Landkarten von mir so gewählt. "Lunana" heißt die Gebirgsregion am Oberlauf des Pho Chu.

Die Rechte an den Fotos liegen ausschließlich bei den genannten Autoren. Eine Verwendung der Bilder mit Eintragungen ist nur mit schriftlicher Zustimmung von Roger Nix und von Günter Seyfferth erlaubt.

Sie kommen zur Bildergalerie des Fotografen, indem Sie auf dessen Namen unterhalb des Bildes klicken. 
 Ich bedanke mich sehr herzlich bei Roger Nix, der die Bilder Nr. 1 - 14 zur Verfügung gestellt hat.



(1) Der Lunana-Grat* steigt von der Ortschaft Chozo
in Richtung des Zangophu Kang (Table Mountain) an.
Foto: Roger Nix, www.flickr.com;
Beschriftung: Günter Seyfferth

Wer den langen Snowman-Trek in Bhutan unter die Füße genommen hat, erreicht bei der Ortschaft Chozo in ca. 4075 m Höhe den nördlichsten Punkt der Tour in einer spektakulären Hochgebirgslandschaft. Das Tal des East Pho Chu erstreckt sich noch etwas weiter in Richtung Ost-Nordost bis zu den Gletschern, die vom Verbindungsgrat zwischen dem Gangkar Puensum (7570 m) und dem Zangophu-Kang (7085 m) herabstürzen. Der Zangophu Kang wird auch Table-Mountain genannt, denn sein Grat erstreckt sich in etwa 7000 m Höhe ohne wesentliche Zwischenerhebungen auf rund 20 km (!) Länge von Nord-Nordwest nach Ost-Südost. Er wirkt tatsächlich wie ein langer Tafelberg. Nach Süden stürzt der Berg über Steilflanken ins Tal ab, nach Norden (Tibet) senkt sich der mächtige Gipfelgletscher in mäßiger Neigung zum dahinter liegenden kahlen tibetischen Hochland ab.

Von der Ortschaft Chozo steigt ein langer, auffallender Grat nach Nordosten zur Mitte des Zangophu Kang an. Dieser Grat, den ich mangels Angaben in den Landkarten "Lunana-Grat"genannt habe*, ist auf weite Strecken leicht begehbar, mit leichter Blockkletterei ist sogar der Zwischengipfel mit ca. 5080 m Höhe erreichbar. Vom Grat besteht ein phantastischer Überblick über den oberen Talkessel des East Pho Chu. Im Osten ist der Gangkar Pusum der alles beherrschende Berg. Mit seinen 7570 m Höhe ist es der höchste noch unbestiegene Berg der Erde (Stand 2020). Der Berg darf nicht bestiegen werden. Nach Süden und Südosten eröffnet der Grat den Blick auf die Fortsetzungen des Snowman-Trek, wo nochmals auf über 5000 m Höhe aufgestiegen werden muss.

Die Höhen der Berge in Bhutan sind auf den Landkarten in der Regel falsch angegeben, oft um mehrere Hundert Meter. Ich habe versucht, in der von mir gezeichneten Landkarten die Realität so gut wie möglich abzubilden. Die dort verzeichneten Höhen sind relativ genau, wenn auch natürlich nicht ganz exakt..

Die detaillierten Landkarten mit den Beschreibungen der Region
finden Sie hier und hier.

Viele weitere Bilder finden Sie hier.

Die folgenden Bilder Nr. 2 bis 14 hat Roger Nix entlang der Begehung des Grates im Oktober 2013 aufgenommen.
Die Bilder sind hier in der Reihenfolge der Höhen der Standorte von unten nach oben geordnet.

(2) Blick aus ca. 4450 m Höhe nach Norden zum Zangophu Kang (7085 m)
und dem schuttbedeckten Tsonghu-Gletscher
(Bitte öffnen Sie das Bild im Großformat.)
Die Felswände des Zangophu Kang sind etwa 2700 m hoch, also 1,5-mal so hoch wie die Eigernordwand.
Rechts oben sieht man auch das obere Ende des Lunana-Grates, das dort allerdings schwierigste Felskletterei erfordern würde.

(3) Rückblick aus ca. 4450 m Höhe nach Südwesten mit der Ortschaft Chozo (4075 m)
(Bitte öffnen Sie das Bild im Großformat.)
Die beiden Berge gegenü sind namenlos.
Der Fluss East Pho Chu vereinigt sich 20 km weiter südwestlich mit dem West Pho Chu,
den die Wanderer auf dem Snowman-Trek beim Rastplatz Tarina kennengelernt haben.

(4) Rückblick aus ca. 4500 m Höhe nach Südwesten auf die schuttbedeckte Zunge des Tsonghu-Gletschers
(Bitte öffnen Sie das Bild im Großformat.)
Der Gletscher hat sich quer in das Haupttal geschoben und den Flusslauf des East Pho Chu fast abgesperrt.
Die Wanderer auf dem Snowman-Trek sind das hier sichtbare Tal heraufgekommen.
Links unten liegt der Ort Chozo. Bild Nr. 1 wurde vom Ende des schmalen Durchlasses zwischen Stirnmoräne und Fluss aufgenommen.

(5) Blick aus ca. 4500 m Höhe nach Nordosten zum 20 km langen Gipfelgrat des Zangophu Kang (7085 m)
(Bitte öffnen Sie das Bild im Großformat.)
Der Zangophu Kang ist der Berg mit dem längsten Gipfelgrat im gesamten Himalaya.
Sein von den Bergtouristen verwendeter Name "Table Mountain" hat durchaus seine Berechtigung.
Auf dem Bild ist zu erkennen, dass der Weg am Grat entlang auch weiterhin problemlos zu gehen ist.
Erst in der Nähe des Zwischengipfels 5080 treten Felsen hervor.

Foto: Roger Nix, www.flickr.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

(6) Die 4500-Meter-Marke ist überschritten und im Osten wird rechts vom Zangophu Kang
immer mehr von der mächtigen Berggestalt des Gangkar Punsum (7570 m) sichtbar.
(Bitte öffnen Sie das Bild im Großformat.)
Der Gangkar Punsum ist der höchste noch unbestiegene Berg der Erde (Stand 2020).
Es ist ein mächtiges Bergmassiv, dessen größter Teil auf chinesischem Staatsgebiet liegt und das weiter im Nordosten in das Massiv des Kulha Kangri (7538 m) übergeht.
Der Gipfel und der Liangkang Kangri (7534) liegen auf der Grenze zwischen Bhutan und China, der Punkt 7015 liegt aber bereits ganz in China.
In Blickrichtung liegt vor dem Gangkar Puensum die Bergkette des Chumhari Kang, was die Interpretation der Topografie erschwert.
Deshalb füge ich folgend einen Ausschnitt aus der Landkarte ein.
Das Telefoto Nr. 11 löst dieses "Geheimnis" der Topografie dann ganz auf.

Foto: Roger Nix, www.flickr.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

(7) Ausschnitt aus der Landkarte des nördlichen Bhutan
zum Verständnis der Sichten in Richtung Gangkar Puensum
Der begangene Aussichtsgrat nordöstlich von Chozo ist deutlich zu erkennen.

(8) Blick aus ca. 4600 m Höhe nach Norden zum nordwestlichen Ende des Zangophu Kang (7085 m)
und zum schuttbeckten Tsonghu-Gletscher
(Bitte öffnen Sie das Bild im Großformat.)
Am linken Bildrand schließt das Massiv des Kangphu Kang (7204 m) an (siehe folgendes Bild).

(9) Blick aus ca. 4700 m Höhe nach Nordwesten zum Fuß des Kangphu Kang (7204 m)
(Bitte öffnen Sie das Bild im Großformat.)
Leider verbirgt sich das Massiv des Kangphu Kang in Wolken.
Es ist nur zu erahnen, dass sich unter den Schutthügeln das Eis des Tsonghu-Gletschers verbirgt.
Der Schutt ist ein guter Schutz gegen des Abschmelzen des Eises unter den Strahlen der hochstehenden Sonne.

(10) Blick aus ca. 4800 m Höhe nach Osten zum Gangkar Punsum (7570 m)
(Bitte öffnen Sie das Bild im Großformat.)
Bitte ziehen Sie zum Verständnis der Topografie auch hier den Kartenausschnitt von Bild Nr. 7 zu Rate.
Im Vergleich zu Bild Nr. 6 sind hier die Zungen der Gletscher am Talende zu sehen und links der Bildmitte etwas vom großen See des Rapstreng-Gletschers.
Insgesamt kommen am Talende die Zungen von 5 Gletschern auf engem Raum zusammen.
Bei einigen von ihnen haben sich im Bereich der Gletscherzungen große Seen gebildet. Diese Seen stellen eine große Gefahr
für die Täler dar, denn sie können durch die Moränen brechen und mit großen Geröllmassen zu Tal fließen.
Der See des Rapstreng-Gletschers gilt als besonders gefährlich, denn in ihn können Eismassen des gleichnamigen Gletschers
direkt abstürzen und eine hohe Flutwelle verursachen, welche durchaus die Stirnmoräne überspringen kann.
Die Folge wäre eine tiefe Erosionsrinne, durch die mehrere Millionen cbm Wasser zu Tal strömen würden. Der See wird beobachtet.
Im Vordergrund rechts sehen wir die letzten Häuser des Tales in den Orten Thenchey und Thanza.

Foto: Roger Nix, www.flickr.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

(11) Blick aus ca. 4725 m Höhe durch das Teleobjektiv zum Gangkar Punsum (7570 m)
(Bitte öffnen Sie das Bild im Großformat.)
Hier ist besser zu erkennen, dass sich vor dem Gangkar Punsum eine weitere Bergkette befindet (vergl. Karte Bild Nr. 7).

Foto: Roger Nix, www.flickr.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

(12) Blick aus ca. 4900 m Höhe nach Süden auf die zahllosen namenlosen 5000er,
durch welche die Routen des Snowman-Trek nach Süden bzw. Südosten führen.
(Bitte öffnen Sie das Bild im Großformat.)
Die Südroute des Snowman-Trek wird über die Pässe Sintia La oder Jaze La erreicht, die südöstliche Route über den Pass Gophu La.
Jenseits des Gophu La besteht eine phantastische Sicht auf die Südwest-Flanke des Gangkar Punsum.
Der Jaze La ist hier etwa 9 km entfernt.

Foto: Roger Nix, www.flickr.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

(13) Blick aus ca. 5050 m Höhe nach Südwesten
(Bitte öffnen Sie das Bild im Großformat.)
Die Häuser von Chozo - etwa 4 km entfernt - sind klein geworden. Der Blick geht zurück auf den Grat, den der Fotograf herauf gekommen ist.

Foto: Roger Nix, www.flickr.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

(14) Blick aus ca. 5050 m Höhe zum Gangkar Punsum (7570 m) und auf die Gletscherzungen am Talende
(Bitte öffnen Sie das Bild im Großformat.)
Bitte ziehen Sie zum Verständnis der Topografie auch hier den Kartenausschnitt von Bild Nr. 7 zu Rate.
Der Gangkar Puensum ist etwa 25 km entfernt.

Foto: Roger Nix, www.flickr.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

Um den Überblick über die Gletscherwelt am Talende abzurunden, sei noch ein Foto angefügt, das vom Südabhang des Tales
in Richtung Norden aufgenommen wurde. Der Standort des Fotografen befand sich auf dem leicht verschneiten Grat
genau in der Mitte des oben stehenden Bildes:

(15) Blick vom Südabhang des Tales nach Nord-Nordosten auf die ersten drei der fünf Gletscher am Talende des Phu Chu
(Bitte öffnen Sie das Bild im Großformat; dort ist die Beschriftung gut lesbar.)
Auf diesem Bild erahnt man etwas von der Gefahr, die von den Gletscherseen ausgeht (vergl. Text bei Bild Nr. 10).
Im Bereich der Gletscherzungen bilden sich Seen, deren Wasserstand von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich sein kann.
Bei hohem Wasserstand kann der Druck dazu führen, dass die Stirnmoränen brechen und sich eine Flut aus Wasser und Geröll ins Tal ergießt.
Am Talgrund erkennt man die Reste des Ausbruchs am Luggye-Gletscher vom Jahr 1994.
Beim Rapstreng Lake besteht zusätzlich die Gefahr, dass sich vom darüber hängenden Gletscher eine Eismasse löst und als Lawine direkt in den See stürzt.
Diese Lawine würde eine hohe Flutwelle verursachen, die die Stirnmoräne überspült und aufreist,
wodurch die Millionen vom Kubikmeter Wasser zu Tal strömen würden - mit verheerenden Folgen für die Ortschaften.
Der See des Luggy-Gletschers (am rechten Bildrand) ist am 6. Okt. 1994 ausgebrochen. Das Unglück hat 21 Todesopfer gefordert.
Weitere Ausbrüche verschiedener Seen waren in den Jahren 1950, 1960 und 1968 verzeichnet worden. (Quellen: hier und hier)

Foto: ttshering, www.panoramio.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

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