Mount Everest Panorama

Die Berge des Himalaya
(The mountains of Himalaya)

Mount Everest, K2, Kanchenjunga, Lhotse, Makalu, Cho Oyu, Dhaulagiri I, Manaslu, Nanga Parbat, Broad Peak, Annapurna I, Gasherbrum, Shisha Pangma und viele andere

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Gipfelpanorama vom Mount Everest, 8848 m

 

Die folgend vorgestellten Bergsteiger haben Fotos für die Sichten vom Mount Everest zur Verfügung gestellt. Ich bedanke mich auch an dieser Stelle sehr herzlich.

Fabrice Imparato betreibt des Bergsteigen als Hobby, muss also für die vielen Wochen der Abwesenheit, die eine Expedition in den Himalaya bedingt, mühsam einen Kompromiss zwischen beruflicher Anforderung und Freizeit finden. Er äußert sich sehr bescheiden hinsichtlich seiner Leistungen im Vergleich zu derjenigen der bekannten Höhenbergsteiger. Immerhin hat er im Jahr 2004 die Ama Dablam bestiegen, 2006 den Mount Everest, ist im Jahr 2009 über die Cesen-Route bis zum Bottleneck des K2 gelangt und hat schließlich im Jahr 2012 den Gipfel des K2 über den Abruzzengrat erreicht. Bereitwillig lässt er uns hier an seinen Bildern teilhaben. Pema Dorchi Lama leitet eine Agentur in Kathmandu, die Trekking- und Bergtouren organisiert und leitet. Er selbst betätigt sich auch als Führer bei solchen Unternehmungen. Am 17. Mai 2010 erreichte er den Gipfel des Mount Everest über den Südostgrat. Er hatte außergewöhnliches Glück mit dem Wetter, so dass ihm gute Fotos mit weiter Fernsicht gelungen sind.

Die Bilder von Peam Dorchi vom Mount Everest finden Sie hier.

Dr. Dale Wagner ist Mitglied des Lehrstuhls für Gesundheit, Sport und Rehabilitation an der Utah-State-University. Auch er betreibt das Bergsteigen als Hobby, kann aber mit persönlichen Erfahrungen und wissen- schaftlichen Untersuchungen am Berg wertvolle Informationen für seinen Beruf sammeln. Dazu hatte er im Jahr 2009 am Mount Everest eine ganz außergewöhnliche Gelegenheit. Am 
19. Mai erreichte er über den Südostgrat den Gipfel.
 

Dass die Besteigung des Mount Everest trotz der heute üblichen Vorbereitung der Route mit Fixseilen, Leitern und Lagern durch die Sherpas eine sehr anstrengende und gefährliche Angelegenheit ist, belegen ein paar seiner Erlebnisse, die unten unter "Am Ende der Kräfte" wiedergegeben sind. Auch auf die Gefahr durch die Menschenschlangen am Berg wird dort eingegangen.

© Die Rechte an den Fotos liegen ausschließlich bei den im Bild genannten Autoren. Eine Verwendung der Bilder mit Eintragungen ist nur mit schriftlicher Zustimmung der Bildautoren und von Günter Seyfferth erlaubt.

(1) Blick vom Gipfel des Mount Everest nach Ost-Süd-Ost mit Kangchenjunga (8586 m) und Makalu (8485 m)

Es ist früher Morgen, die Sonne wirft noch lange Schatten nach Westen.
Am Makalu erkennt man gut den oberen Teil des sog. Normalanstiegs. Die Route führt vom Makalu La diagonal nach rechts über den Gletscher zum Gipfel,
wobei dort mehrere Routen-Varianten verzeichnet sind.

Foto: Fabrice Imparato, google.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

Die detaillierte Landkarte der Makalu-Region zur Erläuterung der Sicht auf die nähere Umgebung finden Sie hier.

Entfernungen zu den Gipfeln:

Ragka 23,4 km Kangchenjunga 124,2 km Chomolonzo 19,0 km Pethangtse 9,5 km Chago 14,5 km Yaupa 26,2 km
Jongsang Peak 119,4 km Jannu (Khumbakarna) 115,0 km Chomolonzo II (7540) 18,1 km Kangchungtse 17,1 km Makalu 19,5 km Peak 38 5,4 km
Tent Peak 126,7 km Kabru 123,7 km         Shartse 7,1 km Cho Pholu 9,5 km

(2) Blick vom Südgipfel (8749 m) des Mount Everest nach Südosten zum Makalu (8485 m) und Chamlang (7321 m)

Die Landesgrenze zwischen Nepal (rechts) und China (links) verläuft vom Lhotse über den Lhotse Shar zum Shartse und von dort in einem Rechtsbogen über den Chago und Kangchungtse zum Makalu.
Die Normalroute des Makalu (siehe vorherstehendes Foto) verläuft also ab dem Makalu La auf chinesischem Staatsgebiet. Diese Art der leichten Grenzüberschreitung wird aber international toleriert.
Der Chomolonzo (links außerhalb des Bildes) liegt zur Gänze auf chinesischem Staatsgebiet.

Foto: Pema Dorchi, www.flickr.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

Die detaillierte Landkarte der Makalu-Region finden Sie hier.

(3) Blick vom Gipfel des Mount Everest nach Süden zum Lhotse (8516 m) und Chamlang (7321 m)

Am Lhotse ist rechts der Grenze zwischen Licht und Schatten das enge Couloir zwischen den beiden Felsrippen zu erkennen, durch das der Aufstieg zum Gipfel führt.
Links die Nordostwand des Lhotse, die wegen extremer Lawinengefahr vermutlich niemals durchstiegen werden wird. 
Der Südsattel mit Lager 4 (7986 m) befindet sich knapp unterhalb des unteren Bildrandes, ist aber ohnehin durch den verwechteten Grat des Everest verdeckt.
Über diesen Grat sind die Erstbesteiger Hillary und Tenzing im Jahr 1953 heraufgekommen. Den Bericht finden Sie hier.

Die entgegengesetzte Sicht vom Lhoste zum Everest finden Sie hier.

Foto: Fabrice Imparato, google.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

Die detaillierte Landkarte der Makalu-Region finden Sie hier.

Entfernungen zu den Gipfeln:

Tutse (Peak 6) 29,4 km P 6510 19,3 km P 6705 23,7 km Chamlang P 7290 23,9 km Baruntse 14,0 km Chamlang 24,2 km
Peak 4 21,6 km Lhotse Shar 3,8 km Chonko Chuli 20,7 km Lhotse Middle 3,3 km Lhotse 3,0 km Hunku 20,2 km

(4) Blick vom Gipfel des Mount Everest nach Süd-Süd-West

Auf dem Gipfel des Everest steht man rund 2000 m oberhalb des hier sichtbaren Gipfelmeeres der Sechstausender.
Die aus dem Tal so beeindruckend wirkende Ama Dablam - ihr Gipfel überragt das Dorf Pangboche um 2900 m - wirkt in dieser Sicht fast wie ein "Zwerg".
Das Tal im Vordergrund hinter dem Lhotse-Nuptse-Grat ist das Imja-Tal mit den Lodges von Chhukhung und dem Island Peak. Der Talgrund ist allerdings nicht zu sehen.

Foto: Pema Dorchi, www.flickr.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

Die detaillierte Landkarte der Khumbu-Region finden Sie hier.

Entfernungen zu den Gipfeln:

Hunku 20,2 km Amphu Labtsa 13,3 km Mera Peak 31,5 km Mera Peak West 31,6 km Kyashar 27,8 km km Kangtega 24,2 km
Naulekh 33,5 km Mojang Himal 34,1 km P 6413 19,5 km Ombigaichan 15,6 km Ama Dablam 15,4 km Thamserku 25,6 km
Peak 41 23,9 km P 6238 11,7 km P 6430 14,7 km Malanphulan 20,8 km Kusum Kanguru 31,6 km    

(5) Blick vom Gipfelgrat des Mount Everest nach Südwesten

Die Gipfel im Hintergrund gehören zum Shorong Himal, der nach Westen hin in den Rolwaling Himal übergeht.
Sucht man mit dem Blick das Kloster Tengboche auf, so wird deutlich, dass bei der Sicht von dort die Mauer des Nuptse (im Vordergrund) den größten Teil des Everest verdecken muss.
 Und so kennen tatsächlich alle Besucher der Khumbu-Region ihren ersten Blick auf den Mount Everest: Nur die Spitze ragt über die Lhotse-Nuptse-Wand empor.

Die entgegengesetzte Sicht vom Nuptse zum Everest finden Sie hier.

Foto: Pema Dorchi, www.flickr.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

Die detaillierte Landkarte der Khumbu-Region und des Rolwaling finden Sie hier.

Entfernungen zu den Gipfeln:

Thamserku 25,6 km Kongde Ri 35,3 km Nuptse 4,4 km Cholatse 17,4 km Kyajo Ri 26,5 km Kang Nachugo 48,3 km
Tengboche 23,1 km Numbur 43,2 km Panayo Tippa 40,7 km Parchamo 40,7 km Dragkar-Go 42,7 km    
Karyolung 41,8 km Taboche 17,6 km Bigphera-Go Shar 42,7 km Nuptse West 4,9 km Tsoboje 44,4 km    
Khatang 41,3 km Tengkangboche 38,2 km Bigphera-Go Nup 44,4 km Tengi Ragi Tau 39,2 km Lobuche Peak East 13,6 km    

(6) Blick vom Südgipfel (8754 m) des Mount Everest nach Westen zum Rolwaling Himal, Langtang Himal und Manaslu Himal

Erkennen Sie in der Tiefe die berühmten Aussichtspunkte zum Everest? Kala Pattar (rechts unten), Gokyo Ri (Bildmitte) und Renjo La (links der Bildmitte).
Wie weit die Welten des Trekkings und des Höhenbergsteigens auseinander liegen, wird an diesem Bild sehr deutlich.

Foto: Pema Dorchi, www.flickr.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

Die detaillierte Landkarte der Khumbu-Region finden Sie hier.

Entfernungen zu den Gipfeln (vom Hauptgipfel):

Bigphera-Go Shar 42,7 km P 5930 17,6 km Gokyo Ri 24,0 km Kala Pattar 9,6 km Langtang Lirung 141,1 km Phasang Lhamu Chuli 31,9 km
Nuptse 4,4 km Tsoboje 44,4 km Nirekha 16,0 km P 6589 39,2 km Himal Chuli 229,3 km Nangpai Gosum 29,9 km
Cholatse 17,4 km Lobuche Peak East 13,6 km Gaurisankar 57,9 km Phurbi Chyachu 104,7 km Ganesh I 181,7 km Hungchi 17,2 km
Tengi Ragi Tau 39,2 km Kang Nachugo 48,3 km Menlungtse 48,3 km Dorje Lhakpa 114,2 km Manaslu 239,8 km Nyanang Ri 115,2 km
Nuptse West 4,9 km Renjo La 26,6 km Kangchung West 20,2 km Lunag I 37,5 km Everest West-Shoulder 3,8 km Pumori 10,0 km
Dragkar-Go 42,7 km Lobuche Peak West 14,2 km Pangbug Ri 39,8 km Chumbu 13,7 km Pemthang Ri 121,5 km Shisha Pangma 119,3 km

(7) Blick vom Gipfel des Mount Everest nach West-Nord-West zum Manaslu (8163 m), Shisha Pangma (8027 m) und Cho Oyu (8201 m)

240 km bis zum Manaslu, welch ein Fernsicht! Da ist der Cho Oyu mit 28,5 km ja richtig nah! 
Würden Sie ohne Vorkenntnisse überhaupt so große Entfernungen annehmen? Vermutlich nicht. 
Die Dimensionen des Himalaya werden erst wirklich begreifbar, wenn man sich durch das Gebirge bewegt und in die Höhe steigt - oder vielleicht, wenn man sich die Zahlen vor Augen führt.
Wir schätzen nach den Erfahrungen in unseren Bergen und liegen damit vollkommen falsch. Aus geschätzten Stunden einer Tour werden Tage.
Wir blicken hier übrigens in die sehr gefährliche Ostwand des Cho Oyu, die nur wenige Durchsteigungen aufweist.

Foto: Pema Dorchi, www.flickr.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

Die detaillierte Landkarte der Khumbu-Region finden Sie hier.

Die detaillierte Landkarte des Langtang Himal finden Sie hier, die Karte des Ganesh Himal hier und die Karte des Manaslu Himal hier.

Entfernungen zu den Gipfeln:

Jobo Rinjang 35,8 km Langtang Lirung 141,1 km Manaslu 239,8 km Nangpai Gosum 29,9 km Gobarung 135,2 km Ngozumpa Kang II 25,2 km
Dorje Lhakpa 114,2 km Himal Chuli 229,3 km Pemthang Ri 121,5 km Nyanang Ri 115,2 km Cho Oyu 28,5 km Lapche Kang I 66,3 km
Lunag I 37,5 km Pemthang Karpo Ri 118,9 km Pumori 10,0 km Chamar 209,1 km Gang Beng Chen 148,8 km Lapche Kang II 63,4 km
Chumbu 13,7 km Ngadi Chuli (Peak 29) 237,8 km Hungchi 17,2 km Shisha Pangma 119,3 km Chalung Ri 164,0 km    
Loenpo Gang 112,7 km Ganesh I 181,7 km Phasang Lhamu Chuli 31,9 km Phola Gangchen 116,6 km Ngozumpa Kang I 27,0 km    

(8) Blick vom Gipfel des Mount Everest nach Nordwesten
(klicken Sie auf das Foto, um es in doppelter Größe zu sehen)

Dieses Bild macht den Klimaunterschied zwischen der eigentlichen Hochgebirgszone und dem im Norden sich anschließenden Hochland Tibets deutlich.
Während die höheren Zonen des Hochgebirges von Schnee und Gletschern bedeckt sind, präsentiert sich die tibetische Hochebene als braune Wüste.
Die Gebirgskette des Himalaya fängt den größten Teil der Niederschläge des von Süden (links) hereinziehenden Monsuns ab, so dass nördlich des Gebirges (rechts) nur relativ geringe Niederschlagsmengen fallen.

Foto: Fabrice Imparato, google.com; Beschriftung: Günter Seyfferth

Die detaillierte Landkarte der Everest-Region finden Sie hier.

Entfernungen zu den Gipfeln:

Nirekha 16,0 km Pangbug Ri 39,8 km Pemthang Karpo Ri 118,9 km Nyanang Ri 115,2 km Ngozumpa Kang I 27,0 km Khumbutse 6,4 km
Gaurisankar 57,9 km P 6589 39,2 km Pumori 10,0 km Shisha Pangma 119,3 km Lingtren 8,1 km Hongzing 15,8 km
Menlungtse 48,3 km Lunag I 37,5 km Phasang Lhamu Chuli 31,9 km Cho Oyu 28,5 km Lapche Kang I 66,3 km Guang Ming 8,8 km
Kangchung West 20,2 km Chumbu 13,7 km Hungchi 17,2 km Gang Beng Chen 148,8 km Gyachung Kang 21,6 km    

(9) Blick vom Gipfel des Mount Everest nach Nord-Nord-Ost (Tibet) 
(klicken Sie auf das Foto, um es in doppelter Größe zu sehen

Auch hier fällt das wüstenartige Hochland Tibets auf, das im Windschatten des Himalaya liegt und so nur relativ geringe Mengen an Niederschlag erhält. 
Die sog. Normalroute der Nordflanke des Mount Everest beginnt am Basislager nördlich der Stirnmoräne des Rongbuk-Gletschers
und verläuft dann über den East-Rongbuk-Gletscher bis zum vorgeschobenen Basislager in 6400 m Höhe, das sich - knapp verdeckt - in der Bildmitte unten am Fuß der Felswand des Changtse befindet.
In der Nordflanke sind im Jahr 1924 Georg Mallory und Andrew Irvine ums Leben gekommen. Den Bericht finden Sie hier.
Die Nordflanke wurde erstmals im Jahr 1960 von einer Chinesischen Expedition durchstiegen. Den Bericht finden Sie hier.

Foto: Dr. Dale Wagner; Beschriftung: Günter Seyfferth

Die detaillierte Landkarte der Everest-Region finden Sie hier.

Entfernungen zu den Gipfeln:

Basecamp 11,5 km Jianbing 7,5 km P 6591 18,5 km Dongfang 13,9 km Kartha Changri 15,5 km Gyalang 23,8 km
Changzheng 9,2 km P 6700 15,8 km P 6869 13,2 km Xiangdong 9,2 km Karthaphu 9,8 km    
Changtse 4,1 km Lixin (Kellas Rock Peak) 13,7 km P 6403 19,5 km P 6948 14,4 km P 6747 22,9 km    

Everest S 8580.jpg (296163 Byte)

"Stau" am Südostgrat in 8580 m Höhe oberhalb des Balkons am 19.5.2009.
Der Blick geht hinauf zum Südgipfel.
(Foto: Vikram Sahney, picasaweb.google.com)

Everest S 8754_1.jpg (199223 Byte)

Blick vom Südgipfel (8754 m) zu den letzten Höhenmetern des Südostgrates. Der Gipfel selbst ist auch von hier noch nicht zusehen. Der Felsblock im oberen Drittel des Bildes ist der Hillary Step.
(Foto: Fabrice Imparato, google.com)

Everest N Sec Step.jpg (196299 Byte)

Der berühmte Second Step in 8600 m Höhe
mit der Alumium-Leiter zur Überwindung der senkrechten Felsstufe im Nordostgrat
(Foto: delevgligor, flickr.com)

Everest N 8830.jpg (111357 Byte)

Die letzten Höhenmeter am Nordostgrat
(Foto: delevgligor, flickr.com)

(Klicken Sie auf die vorstehenden Bilder, wenn Sie sie in größerem Format sehen wollen)

 

Am Ende der Kräfte
(nach Angaben von Dale Wagner per Mail)

Es gehört ja zum Beruf von Dale Wagner, sich mit Erschöpfungs- zuständen des Körpers zu beschäftigen. Was es aber wirklich heißt, die Grenze erreicht zu haben, an der der Kampf ums Überleben beginnt, hat er erst am Everest erfahren. Schon vor Mitternacht waren die Expeditionsteilnehmer am Südsattel aufgebrochen. Als Wagner am späten Vormittag schließlich den Hillary Step, die Felsstufe ca.80 m unterhalb des Gipfels überwunden hatte, glaubte er, dass nun die unmenschlichen Anstrengungen eine Ende haben müssten. Hinter der nächsten Wechte des Grates musste der Gipfel sein. Aber welche Enttäuschung: es folgte wieder eine Welle im Grat, dann noch eine. Jedesmal dieselbe ernüchternde Erkenntnis, dass die Leiden immer noch kein Ende haben. Endlich aber dann doch das Ende des Wechtengrates mit der Menschentraube auf dem höchsten Punkt.

Den Grad der Erschöpfung bekam Wagner dann erst richtig beim Abstieg zu spüren. Die nötige Kraft für den gefährlichen Gang entlang des scharfen Grates mit den unendlich tiefen Abgründen auf beiden Seiten war kaum mehr vorhanden. Ohne die Sicherheit durch das Fixseil wäre es wohl gar nicht mehr gegangen. Am Südgipfel angekommen konnte er sich nur noch in den Schnee fallen lassen und hoffen, dass ein wenig von den Kräften für den weiteren Abstieg zurückkehren würde. Nach einer Weile kam er dann  atsächlich wieder auf die Beine und schleppte sich mühsam den folgenden
Steilhang hinunter. Als er sich dem "Balkon" in 8500 m Höhe näherte, fühlte er sich erstaunlicherweise wieder stärker, und die Zuversicht kehrte zurück, auch die letzten 500 Höhenmeter noch schaffen zu können. Er war zurückgekehrt, hatte aber eine gefährliche Phase beim Abstieg durchlebt, die in vielen Fällen zum tödlichen Unglück führt.

Auch zwei Ereignisse während des Auf- bzw. Abstiegs haben Dale Wagner die Gefahren des Bergsteigens trotz gut abgesicherter Route vor Augen geführt. Bei der Überquerung einer breiten Spalte im CWM auf einer Alumiumleiter blieb er mit den Steigeisen an einer Sprosse hängen und stürzte - zum Glück - der Länge nach auf die Leiter und nicht in die Spalte. Im Abstieg in der Lhotseflanke nach dem Gipfeltag rutschte einem über ihm absteigenden Sherpa ein Zelt aus seinem Traggestell. Das Zelt stürzte, sich mehrmals überschlagend, auf Wagner zu und traf ihn am Kopf. Wäre er in diesem Moment nicht  in einen Sicherungsanker eingeklinkt gewesen, hätte es ihn vermutlich in die Tiefe gerissen.

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Man kann diesem kurzen Bericht noch hinzufügen, dass die hohe Zahl der Bergsteiger auf einer Route eine eigene, spezifische Gefahr darstellt. In einer langen Menschenschlange am Fixseil kann kaum überholt werden. Man müsste sich aus dem Seil ausklinken, ungesichert neben der getretenen Spur überholen und sich vorne wieder einklinken - und das dann immer wieder. Meist ist der nachfolgende Bergsteiger auch nur wenig stärker als der 

Voraussteigende, so dass er allzu gerne auf das kräfteraubende und gefährliche Manöver verzichtet. Der langsamste Vorausgehende bestimmt also das Tempo für alle Nachfolgenden. Dadurch sind alle deutlich länger auf den Beinen, meist viel zu lang, was zu einem deutlichen Kräfteverschleiß führt. Am Everest trifft diese gefährliche Situation insbesondere auf die Etappe zum letzten Hochlager und natürlich auf die Etappe zum Gipfel zu.

Sehr gefährlich können "Staus" an Hindernissen werden. Dort geht der Aufstieg desjenigen, der das Hindernis zu erklettern versucht, noch langsamer vonstatten - u.U. braucht er sogar fremde Hilfe. Die Nachfolgenden rücken von unten heran und müssen warten. Ein Überholen ist dort meist unmöglich. Auch das kann Stunden kosten! Bei großer Kälte drohen bei dieser erzwungenen Bewegungs- losigkeit Erfrierungen an Händen und Füßen, und die Auskühlung des Körpers führt zu einer weiteren Schwächung. Solche typischen Hindernisse sind am Everest der Hillary-Step am Südostgrat und der Second Step am Nordostgrat, beide in sehr großer Höhe in Gipfelnähe.

Wenn Sie manches Bild von Menschenschlangen am Everest studieren, so werden Sie diese Gefahr begreifen. Da gehen 100 oder gar 300 Menschen in einer Schlange, aufgereiht an einem Fixseil. Ob das Fixseile einem Massensturz standhalten würde, darf bezweifelt werden. Sollte es in Zukunft einmal der Fall sein, dass ein überraschender Schneesturm eine solche Kolonne auf 8000 m Höhe oder höher überfällt, so werden die Medien Grausames zu berichten haben.

Die Geschichte der Erkundung, der Erstbesteigung und der Erstbegehung neuer Routen am Mount Everest
finden Sie in ausführlicher Form einschl. Fotos mit eingetragenen Routen hier.

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