Gefahren im Gebirge

Die Berge des Himalaya
(The mountains of Himalaya)

Mount Everest, K2, Kanchenjunga, Lhotse, Makalu, Cho Oyu, Dhaulagiri I, Manaslu, Nanga Parbat, Broad Peak, Annapurna I, Gasherbrum, Shisha Pangma und viele andere

Home  Gesamtübersicht  Regionen/Landkarten  Die 14 Achttausender  Hohe Siebentausender 

Gipfelpanoramen  Fantastische Luftbilder  Alle Gipfel > 6750 m  Aussichtspunkte  Passübergänge 

  Literatur allgemein  Große Gletscher    Tragische Ereignisse 


Höhenrekorde  Neue Bücher
 

Die Gefahren im Hochgebirge

Inhaltsverzeichnis:

  - Objektive und subjektive Gefahren
   - Die Gefahr der Höhenkrankheit
   - Links zum Thema Höhenkrankheit

Objektive und subjektive Gefahren

Wer sich im Hochgebirge bewegt - gleich, ob als Bergwanderer oder als Bergsteiger, ist spezifischen Gefahren ausgesetzt, welche einerseits in den Eigenschaften des Gebirges selbst begründet sind, andererseits in den persönlichen Voraussetzungen und dem persönlichen Verhalten, mit denen man sich im Hochgebirge bewegt. Wir sprechen von objektiven und subjektiven Gefahren.

   - Objektive Gefahren sind Gefahren, welche außerhalb des menschlichen Beherrschungsvermögens liegen.
   - Subjektive Gefahren sind Gefahren, welche aus dem Verhalten des Menschen entstehen.

Zu den subjektiven Gefahren zählt auch, dass sich ein Mensch einer objektiven Gefahr aussetzt, sei es bewusst oder unbewusst. Schon, dass der Mensch die Entscheidung trifft, ins Hochgebirge zu gehen, ist also eine subjektive Gefahr; das Gebirge selbst kann nichts dafür. Diesen Punkt müssen wir aber bei den weiteren Ausführungen natürlich außer acht lassen, denn wir beschäftigen uns ja mit dem Aufenthalt und den Unternehmungen des Menschen im Gebirge.

 
Objektive Gefahren Subjektive Gefahren
Sturm
Kälte
Regen
Schneefall
Nebel/Wolken
Blitzschlag
Vereisung der Route
Sonnen- und Hitzestrahlung

Schnee- und Eislawinen
Steinschlag
Felsausbrüche
Erdrutsche, Murenabgänge
Gletscherspalten
Gletscherflüsse und Eisdolinen
Eisstürze

Höhenkrankheit

Technisches Versagen des Sicherungsmaterials

Selbstüberschätzung
Mangelnde Erfahrung
Unzureichendes klettertechnisches Können
Unzureichende Kondition
Unzureichende psychische Stabilität

Unzureichende Ausrüstung

Unzureichende Kenntnis der Wetterlage
Falsche Einschätzung der Schwierigkeiten
Falsche Einschätzung der Situation

Schwächere Partner

Missachtung von Anzeichen für Wetterverschlechterung

Missachtung von Anzeichen der Erschöpfung
Missachtung von Anzeichen der Höhenkrankheit

Je mehr der Mensch von den objektiven und subjektiven Gefahren weiß und dieses Wissen in seinen Handlungen berücksichtigt und je mehr er über Ausrüstung, Erfahrung und Können auf die möglichen Situationen eingestellt ist, um so geringer ist das Gefahrenpotenzial, dem er sich aussetzt. Ganz ausschließen lässt es sich allerdings nie, es sei denn, man unternimmt gar nichts. Das Gefahrenpotenzial ist um so größer, je extremer und unbekannter die Geländeverhältnisse sind, in denen man sich bewegt. Die Gefährdung wird aber auch um so größer, je länger ein Abschnitt einer Unternehmung dauert, ohne dass er abgebrochen werden könnte, weil dann die Wahrscheinlichkeit, dass ein Witterungsumschwung eintritt, der die Sicherheitslage dramatisch verschlechtert, immer größer wird.

Die Gefahr der Höhenkrankheit

(Quelle, teilweise: Dr. Oswald Ölz in "Gipfelsieg am Everest")

Mit zunehmender Höhe nimmt der Sauerstoffgehalt der Luft ab. Auf 5500 m Höhe z.B. beträgt die Sauerstoffdichte der Luft nur 50 % des Wertes auf Meereshöhe. Um den Körper in großer Höhe mit der notwendigen Sauerstoffmenge zu versorgen, müssten also viel größere Luftmengen eingeatmet werden, d.h. bei gleicher körperlicher Anstrengung müsste man viel mehr Atemzüge machen. Aber trotz schnellerer Atmung nimmt der Körper nicht genügend Sauerstoff auf, da durch den niedrigeren Druck weniger Sauerstoff in das arterielle Blut gelangt. Man gerät schneller "außer Atem", die Leistungsfähigkeit sinkt.

Der Organismus verfügt über eine Reihe von Mechanismen, um bei geringerem Sauerstoffgehalt die Sauerstoffaufnahme zu erhöhen wie schnellere und verstärkte Atmung, Erhöhung der Lungendurchblutung und Steigerung der Herzarbeit. Diese Mechanismen setzen sofort mit dem Aufstieg ein. Um gefahrlos in die Höhen oberhalb von 3000 - 4000 m aufsteigen zu können, bedarf es aber weiterer Mechanismen, welche sich erst durch längere Anpassungen an größere Höhen herausbilden wie z.B. die Erhöhung der Anzahl der roten Blutkörperchen, wodurch mehr Sauerstoff aufgenommen und an das Gewebe abgegeben werden kann. Diese Anpassungsvorgänge setzen zu 60 - 80 % innerhalb von 14 Tagen ein, zu 95 % aber erst nach 4 - 6 Wochen Aufenthalt über 4000 m. 

Sauerstoffmangel im arteriellen Blut führt zu Sauerstoffmangel im Gewebe, zur Hypoxie. Bei zu raschem Aufstieg genügen die Anpassungsmechanismen des Körpers nicht mehr, um eine schwere Gewebshypoxie zu verhindern. Das Gehirn leidet am stärksten unter dem Sauerstoffmangel, der Wassergehalt der Hirnzellen nimmt zu, sie schwellen an. Der gestiegene Hirndruck bewirkt Störungen im Nervensystem. Symptome der leichten Form der Bergkrankheit sind Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Atemnot, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, geminderte geistige Leistungsfähigkeit. Schwere und lebensbedrohliche Folgen des Sauerstoffmangels sind das Höhenlungenödem, bei dem sich Wasser in den Lungenbläschen ansammelt, und das Hirnödem, bei dem der gesteigerte Wassergehalt der Hirnzellen in Form klinischer Störungen wie allgemeine Unsicherheit, Sehstörungen, Bewegungsstörungen und psychisch abnormes Verhalten erkennbar wird. Auch Blutungen im Gehirn sind möglich; Blutgerinnsel können einen Schlaganfall auslösen.

Nur eine langsame Gewöhnung an die Höhe gibt dem Körper die Möglichkeit der Entwicklung der Mechanismen für eine ausreichende Aufnahme von Sauerstoff. Die langsame Höhenanpassung ist zwar keine Garantie, nicht doch höhenkrank zu werden, sie ist aber die absolut wirksamste Methode der Vorbeugung. Die Fähigkeiten der Menschen zur Anpassung an die Höhe sind allerdings unterschiedlich. Es gibt Menschen, die grundsätzlich höhenkrank werden und bei denen auch wiederholte Anläufe nicht helfen. Dann hilft nur noch der Verzicht auf den Aufenthalt in größeren Höhen. Andere Menschen brauchen nur etwas längere Zeit für die Anpassung. Die Erfahrung hat gelehrt, dass sich Menschen nach mehreren Aufenthalten in großen Höhen schneller anpassen als Himalaya-Neulinge.

Es gibt kein allgemeingültiges Rezept für den Rhythmus der Höhenanpassung, zumal der eine schon bei 3000 m die ersten Kopfschmerzen spürt, der andere evtl. erst bei 4000 m oder mehr. Es kann aber doch gesagt werden, dass ab etwa 3000 m der Höhenunterschied zum nächsten Punkt der Übernachtung nicht mehr als 500 bis 600 m betragen sollte. Nach etwa 1000 m innerhalb zwei Tagen werden die meisten zumindest einen Ruhetag brauchen, ab 4500 wahrscheinlich eher zwei. An solchen Ruhetagen können, sofern es die körperliche Verfassung zulässt und keine Kopfschmerzen bestehen, durchaus Abstecher noch auf etwas größere Höhe gemacht werden. Wichtig ist aber, an den Ort der vorherigen Übernachtung zurückzukehren. Vorsicht ist angebracht, wenn man sich am ersten Tag vom Hubschrauber oder Flugzeug bereits auf 2500 bis 3000 m Höhe transportieren lässt. Im Regelfall wird der Körper zumindest eine bis zwei Übernachtungen auf dieser Höhe brauchen, bevor weiter aufgestiegen wird. Ein direkter Lufttransport auf 3500 m oder höher mit dortiger Übernachtung kann lebensgefährlich sein.

Der langsam an die Höhe angepasste Körper erreicht eine Leistungsfähigkeit ähnlich wie auf Meereshöhe, allerdings auch nur bis in Höhen von 5000 bis 5500 m. Aufenthalte oberhalb dieser Höhe führen auch beim bestens angepassten Bergsteiger zu einer ständigen Verschlechterung der physischen und psychischen Verfassung.

Wenn leichte Symptome der Höhenkrankheit (siehe oben) auftreten, hilft nur eins: Ausruhen und Trinken. Bestimmte Medikamente können Linderung bringen oder die Fähigkeit des Körpers zur Anpassung unterstützen. Auf keinen Fall soll in größere Höhe aufgestiegen werden, z.B. weil der Trekking-Plan dies so vorsieht. Lassen die Symptome nicht nach oder verschlechtert sich der Zustand weiter, trotz aller Ruhe, hilft nur, soweit abzusteigen, bis die Beschwerden im Wesentlichen verschwunden sind. Eine sorgfältige Beobachtung des Befindens beim erneuten Aufstieg sollte selbstverständlich sein. Bei den Symptomen des Höhenlungenödems oder des Hirnödems besteht Lebensgefahr. Der Patient muss schnellstens ärztlich versorgt und so schnell wie möglich, d.h. per Hubschrauber, in ein Krankenhaus gebracht werden.

Die meisten Ersteiger der großen Gipfel haben sich mit den Problemen der Höhenkrankheit beschäftigt und ihr Programm der Akklimatisation entsprechend abgestimmt. Sie tun dies notgedrungen, da sie wissen, dass sie andernfalls überhaupt keine Chance haben, den Gipfel zu erreichen. Manche Trecker wissen von dem Problem und der großen Gefahr der Bergkrankheit leider zunächst aber gar nichts und machen ihre ersten, meist sehr üblen Erfahrungen dann unterwegs. Eine gewisse Leidensfähigkeit ist auf Trekking-Touren sicher unabdingbar. Manche Unbequemlichkeit erträgt man einfach und geht weiter. Bei der Bergkrankheit kommt aber Ignorieren und Weitergehen nicht in Frage, weil dies lebensgefährlich wäre. Die Leitung der Tour und jeder einzelne Teilnehmer müssen eben wissen, dass die hohen Ziele der Tour - häufig gehört dazu ja auch eine Passüberquerung in 5000 bis 5500 m Höhe - nur erreicht werden können, wenn die ersten Etappen als Phasen der langsamen Akklimatisation geplant und durchgeführt werden. Im Zweifelsfall ist dem großen Ziel der Tour eher mit einem langsamen als mit einem schnellen Etappenplan gedient.

Die langsame Anpassung ist erforderlich, ihre Auswirkung auf den Körper schafft aber unerwünschter Weise ein neues Problem. Mit der Anpassung an die Höhe vermehrt sich die Anzahl der roten Blutkörperchen. Dadurch wird das Blut dickflüssig, worunter insbesondere die Durchblutung der feinen Kapillaren in den Fingern und Zehen leidet. Dadurch wiederum steigt die Gefahr von Erfrierungen an Händen und Füßen. Aber auch die Gefahr von Thrombosen nimmt zu. Der Eindickung des Blutes muss durch erhöhte Flüssigkeitszufuhr begegnet werden. In großen Höhen heißt es also: trinken, trinken, trinken! 3 bis 5 Liter am Tag, je nach Grad der körperlichen Anstrengung. Der Zustand des Verdauungsapparates mag es manchmal äußerst schwer machen, dieser Forderung nachzukommen. Trotzdem: Sorgen Sie unbedingt dafür, dass Ihr Körper ausreichend Flüssigkeit bekommt!

Links zum Thema Höhenkrankheit

http://de.wikipedia.org/wiki/Höhenkrankheit: Kurzübersicht in der Art des Lexikons

http://www.alpinisten.info/sicherheit.erstehilfe.hoehenkrankheit.html: Erste Hilfe

http://www.tropeninstitut.at/hoehenkrankheit.htm: Ursache, Risikofaktoren, Krankheitsbild, Maßnahmen

http://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/apothekenmagazin/Fortbildungsartikel/2004-09.pdf : Pharmakotherapie

nach oben

horizontal rule

Copyright © Guenter Seyfferth, 2006. Aktualisierter Stand vom 01.12.2023 . Alle Rechte vorbehalten.

Impressum, Haftungsausschluss, Copyright, Datenschutz

Wenn Sie mit mir Kontakt per E-Mail aufnehmen wollen, können Sie dies hier tun: [E-Mail senden]. 
Bitte haben Sie Verständnis,  dass ich nur Mails beantworte, welche Name und Anschrift des Absenders enthalten.  Ihre Daten werden nicht weitergegeben.

Bitte beachten Sie, dass ich keinerlei Auskünfte erteile zu Reiseveranstaltern, Transportmöglichkeiten, Unterkünften, Ausrüstung, Verpflegung, Führern, Trägern etc.