Die Berge des Himalaya
(The mountains of Himalaya)
Mount Everest,
K2, Kangchenjunga, Lhotse, Makalu, Cho Oyu, Dhaulagiri I, Manaslu, Nanga
Parbat, Broad Peak, Annapurna I, Gasherbrum, Shisha Pangma und viele andere
Karakorum - Übersicht
Quellen der
Detail-Informationen:
- A Study of Karakorum & Hindukush
Mountains, Edited by Tsuneo Miyamori & Sadao Karibe,
Maps no. 5 - 13, 1 : 150.000 bzw. 1 : 75.000
- Alpenvereinskarte Hunza-Karakorum 1 : 100.000
- Wolfgang
Heichel: Chronik der Erschließung des Karakorum, Teil 1-
Western Karakorum
- Wolfgang
Heichel: Chronik der Erschließung des Karakorum, Teil 2 -
Central Karakorum I
(Bestellmöglichkeit über den Link)
- Eigene Auswertungen von Fotos zu Höhen bestimmter Gipfel
|
Links zu
zugehörigen Informationen dieser Website:
- Gesamtübersicht
über den Himalaya
- Gipfelliste
"Gipfel > 6750 m"
- Gipfelliste "Berge im
Karakorum"
- Die 14 Achttausender
mit Geschichte und Literatur -
Karakorum aus der Luft
- K2 - Gipfelpanorama
- Gasherbrum I -
Gipfelpanorama
- Broad Peak -
Gipfelpanorama
- Hohe
Siebentausender
- Gletscher
im Karakorum
- Kashmir-Konflikt |
Beschreibungen
zur Region:
Inhalt:
1. Die Gebirgszüge des Karakorum
2. Gehört der Karakorum denn wirklich zum Himalaya?
3. Die typischen
Merkmale der Landschaft
4. Nur
begrenzte Infrastruktur frü den Tourismus und Zugangsbeschränkungen
5. Reisezeit nur im Sommer
6. Irritationen
um Namen und Höhenangaben
1.
Die Gebirgszüge des Karakorum
Der Karakorum ist der
Gebirgsteil des Himalaya am nordwestlichen Ende des Himalaya zwischen 34
und 37 Grad nördlicher Breite und 74 und 78 Grad östlicher Länge. Der
Karakorum wird begrenzt
- im Westen/Südwesten von den Flüssen Gilgit und Indus
- im Süden/Südosten vom Indus und seinem Nebenfluß Shyok
- im Osten/Nordosten von den Flüssen Shyok und Shaksgam
- im Norden von der Staatsgrenze Pakistans zu China und Afghanistan
Auf der
Karakorum-Konferenz im Jahr 1937, die vom Survey of India, der Royal
Geographic Society, dem Alpine Club und dem Himalayan Club durchgeführt
wurde, war man übereinstimmend der Meinung, dass der Karakorum als Teil
des Himalaya zu betrachten sei. Für die einzelnen Gebirgsteile des
Karakorum legte man Bezeichnungen fest, die seitdem als verbindlich für
die Kartenwerke gelten. Der in der Mitte verlaufende Hauptkamm wurde als
Great Karakorum (Großer Karakorum) bezeichnet mit folgenden
sieben Unterabschnitten:
- Saser Muztagh:
vom Bogen des Shyok im Südosten bis zum Saser-Pass mit dem Hauptgipfel
Saser
Kangri
- Rimo-Muztagh: vom Saser-Pass
bis zum Italian Pass mit den Hauptgipfeln Mamostong Kangri und
Rimo
- Siachen-Muztagh: das Gebiet
nordöstlich des Siachen-Gletschers vom Italian-Pass bis zum
Sia Kangri
mit den Hauptgipfeln Teram Kangri und Singhi Kangri
-
Baltoro-Muztagh: vom Sia Kangri bis zum Westlichen
Muztagh-Pass mit den Hauptgipfeln
Gasherbrum I (Hidden Peak), Gasherbrum II, Broad Peak, K2 und Muztagh Tower
- Panmah-Muztagh: vom
Westlichen Muztagh-Pass bis zum Snow Lake mit den Hauptgipfeln Chiring,
Skamri, Baintha Brakk (Ogre) und Lukpe Lawo Brakk
- Hispar-Muztagh: vom Snow
Lake bis zur Hunza-Schlucht mit den Hauptgipfeln Kanjut Sar, Kunyang
Chhish, Disteghil Sar und Trivor
- Batura-Muztagh: von der
Hunza-Schlucht bis zum Chillinj-An im Nordwesten mit den Hauptgipfeln
Shispare, Batura und Kampire Dior
Die Gebiete südlich
und nördlich des Great Karakorum wurden als Lesser Karakorum (Kleiner
Karakorum) bezeichnet. Bei den betreffenden Gebirgsteilen wird aber
nicht der Begriff "Muztagh" (Eisgebirge) verwendet; man
spricht nur von Groups (Gruppen) oder Mountains (Berge) oder Ranges
(Ketten). Nördlich des Great Karakorum sind es die
- Ghujerab-Mountains
mit dem Karun Kho ( 6977 m) als höchstem Gipfel und die
- Lupghar-Gruppe nördlich des Batura Muztagh, deren höchste
Gipfel nur knapp die 6000m-Marke
übertreffen.
Die Aghil-Mountains
nordöstlich des Shaksgam zählen nicht mehr zum Karakorum. Am
ausgeprägtesten im Lesser Karakorum ist die südliche Kette, die fast
so lang ist wie der Great Karakorum und parallel zu diesem verläuft. In
dieser Kette sind die wichtgisten Unterbereiche
- Saltoro Range
mit den Hauptgipfeln K12 und Saltoro Kangri
- Masherbrum-Range mit den Hauptgipfeln Masherbrum und Chogolisa
- Haramosh-Range mit den Hauptgipfeln Haramosh I und Paraber
- North of Haramosh Range mit dem Hauptgipfel Spantik
- Rakaposhi Range mit den Hauptgipfeln Rakaposhi, Diran und
Malubiting
Nimmt man die parallel
von Ostsüdost nach Westnordwest verlaufenden Hauptgebirgszüge des
Karakorum (Great Karakorum und Lesser Karakorum) als Grundlage für die
Orientierung, so fällt es wesentlich leichter, dieses auf den ersten
Blick so verwirrend erscheinende Gebirge vor dem geistigen Auge zu
ordnen.
Von den großen
Gletschern (mit mehr als 50 km Länge) liegen der Hispar-, Biafo-, Baltoro- und Siachen-Gletscher
zwischen dem Great Karakorum und dem südlichen Lesser Karakorum, der
Batura- und der Rimo-Gletscher nördlich davon. Von den großen Kämmen
verlaufen kleinere Seitentäler nach beiden Seiten, in denen die
zahlreichen kleineren Gletscher des Karakorum liegen, die aber teilweise
ebenfalls noch stattliche Längen aufweisen. Im Zentrum des Karakorum
schwenken der Great Karakorum und die Südkette des Lesser Karakorum auf
einer kurzen Strecke auf die Richtung Ost-West, um dann wieder in
"diagonaler" Richtung weiterzuverlaufen. Diesem
"Schwenk" folgt zwangsläufig auch der hier gelegene
Baltoro-Gletscher, aber nur auf 2/3 seiner Länge zwischen Payu und
Concordia.
Die Frage wurde bereits
von der oben erwähnten Karakorum-Konferenz von 1937 beantwortet: Ja,
der Karakorum ist ein Teil des Himalaya.
Man kann natürlich
jede einmal getroffene Vereinbarung auch wieder in Frage stellen. In diesem Fall
wäre es aber vollkommen verfehlt, denn 1937 haben wirklich kompetente
Gruppen entschieden, und sie hatten gute Gründe für ihre Entscheidung,
nämlich die Folgerungen aus der Entstehungsgeschichte des Gebirges.
Der Himalaya (einschl.
Karakorum) ist eines der jüngsten Gebirge der Erde. Es ist entstanden
durch das Aufeinanderstoßen der Kontinentalplatten des asiatischen
Kontinents im Norden und des indischen Subkontinents im Süden. Die
Trift der Kontinentalplatten wird verursacht durch die Magmaströmungen
im Erdinneren. Stoßen zwei Kontinentalplatten aufeinander, so wirken
gewaltige Kräfte. Gesteinsmassen der Platten müssen in den
aufeinanderstoßenden Randbereichen ausweichen. Durch Auffaltungen nach
oben entstehen Gebirge, durch Ausweichen nach unten in die tieferen
Magmaschichten schmilzt Gestein auf und dringt wieder nach oben.
Das gesamte Gebirge hat
also eine gemeinsame Entstehungsgeschichte. Der Teil, den wir Karakorum
nennen, ist im Süden vom Indus und seinem Nebenfluss Shyok vom übrigen
Himalaya getrennt.
Gäbe es den von diesen Flüssen erzeugten, von Ost-Süd-Ost nach
West-Nord-West verlaufenden tiefen Einschnitt nicht, so würde niemand
in Zweifel ziehen, dass die Berge südlich und nördlich zu ein und
demselben Hauptgebirgskamm zu zählen sind. Aber auch so dürfte es
keinen Zweifel geben, denn der Indus/Shyok trennt nicht zwei Gebirge mit
unterschiedlicher Entstehung, sondern stellt lediglich ein Erosionstal
dar, das sich der schon viel ältere Fluss in die sich,
links wie rechts des Ufers, hebenden Gesteinsschichten gegraben hat. Der bekannte
Expeditionsleiter und Bergsteiger G.O. Dyhrenfurth hat es in seinem Buch
"Baltoro" so formuliert: "Die Trennung von Himalaya und
Karakorum durch das Shyok-/Industal ist schließlich nicht viel anders
als z.B. die Trennung der Zentralalpen und der nördlichen Kalkalpen
durch das Inntal. Oder – ein anderes Beispiel: Geologisch und
morphologisch ist der Unterschied zwischen dem Karakorum-Himalaya und
der Hauptmasse des eigentlichen Himalaya bestimmt geringer als der
Gegensatz zwischen den Zentralalpen und den Dolomiten, die ohne scharfe
Grenze in die Gebirge der Balkan-Halbinsel übergehen. Also – der
Karakorum gehört zum Himalaya-System."
Übrigens zeigt uns der
Verlauf des Indus, dass der Himalaya keine Wasserscheide ist. Der Indus
entspringt im Südosten in Tibet und damit nördlich (!) des Himalaya in
der Nähe des heiligen Berges Kailash, dort wo auch der nach Osten
verlaufende Tsangpo (Brahmaputra) entspringt. Diese beiden Flüsse haben
aber dennoch ihre Mündungen im Süden am indischen Ozean, d.h. sie
durchbrechen den Hauptkamm des Himalaya, wenn auch auf erheblichen
Umwegen. Dies ist nur dadurch erklärbar, dass die Flüsse bereits vor
den größten Hebungen der jüngeren Erdgeschichte existierten. Mit der
Hebung der Gesteinsformationen haben sie sich nach und nach immer tiefer
eingegraben. Auch einige weitere Flüsse wie z.B. der Kali Ghandaki und
der Arun in Nepal entspringen nördlich des Himalaya und durchfließen
das Gebirge nach Süden. Sie sind also ebenfalls älter als das Gebirge.
3. Die typischen Merkmale
der Landschaft
Vergleicht man die
Topografie des Karakorum mit der des übrigen Himalaya, so fällt eine
extreme Dichte an hohen Gipfeln, das große Maß der Vergletscherung
sowie die Wüstenhaftigkeit der Täler
auf.
Im Karakorum liegen
zwar "nur" 4 der insgesamt 14 Achttausender des Himalaya, aber
75 Siebentausender gegenüber z.B. "nur" 54 in Nepal. Auch bei
den Sechstausendern verhält es sich ähnlich. Durch diese hohe Dichte
an hohen Gipfeln zwischen tief eingeschnittenen Tälern wirkt das
Gebirge schroff und unwirtlich. Dieser Eindruck wird noch verstärkt
durch das hohe Maß an Vergletscherung und durch die wüstenhaft
wirkenden Täler. Im Vergleich zu den Bergen des indischen oder des
nepalesischen Himalaya ist der Karakorum wilder und bizarrer und wird
deshalb von den meisten Besuchern als spektakulärer und beeindruckender
geschildert. Andererseits stellen Trekking-Touren oder
Gipfelbesteigungen im Durchschnitt deutlich größere Anforderungen an
die Teilnehmer als in den übrigen Regionen des Himalaya, was dem
Zustrom an Trekkern und Bergsteigern ganz natürlich begrenzt.
Der hohe Grad der
Vergletscherung ist bedingt durch die
– gegenüber Nepal – nördlichere Lage mit niedrigeren
Durchschnittstemperaturen. Während die Berge in Nepal um den 28sten
Breitengrad liegen, erstreckt sich der Karakorum zwischen 34 und 37 Grad
nördlicher Breite. Diese kältere Klimazone bewirkt auch, dass die
Zungen der großen Gletscher bis auf viel niedrigere Höhen hinunter
reichen, z.B. am Baltoro-Gletscher auf 3600 m, am Biafo-Gletscher auf
3100 m und am Batura-Gletscher gar auf 2600 m. Im Karakorum sind
die Täler außerhalb der wenigen besiedelten Bereiche geprägt von
gewaltigen Gletschern mit bis zu 70 km Länge und mehreren Kilometern
Breite. Diese Dimensionen, die oft extrem zerklüfteten Oberflächen und
die gebirgeartigen Moränen sind so ungewohnt, dass Neulinge die
Herausforderungen, welche diese Gletscher dem Begeher abverlangen, in
der Regel vollkommen unterschätzen. Viele Zonen der Gletscher sind
sogar nahezu unbegehbar. Das Abschmelzen der gewaltigen Gletschermassen
im Sommer führt dazu, dass die Gebirgsbäche oder Gletscherbäche auf
der Oberfläche zu gefährlichen Hindernissen werden. So ist z.B. das
Shaksgam-Tal im Nordosten mitunter unpassierbar. Der Unkundige muss sich
im Karakorum unbedingt einer erfahrenen Führung anvertrauen, zumal er
sich in Regionen bewegt, wo die nächste Siedlung viele Tage entfernt
ist.
|
Die meisten der hohen
Gipfel des Karakorum liegen in einer abgeschiedenen Welt aus Fels,
Schnee und Eis mit wüstenhaft anmutenden Tälern – braun und
weitgehend ohne Vegetation. Wälder sucht man im Karakorum vergebens,
selbst in den tiefsten Lagen. Die Winter sind extrem kalt und lang. Im
Gegensatz zum nepalesischen Himalaya, wo der Monsun für große Mengen
an Niederschlag sorgt, fällt im Karakorum vergleichsweise wenig
Niederschlag; der Einfluß des Monsuns ist hier nur noch begrenzt zu spüren.
In den tief liegenden Tälern des Indus, des Gilgit und des Hunza, die von ihrer Höhenlage
her durchaus für Ansiedlungen geeignet wären, ist es in den
Sommermonaten sehr heiß. Hier kann es sein, dass trotz starker Bewölkung
auf dem Talboden kein Regen ankommt, weil er vorher in der Hitze
verdunstet ist. Die geringe Niederschlagsmenge in den Tälern und das
raue Winterklima geben dem Pflanzenwuchs fast keine Chance. Dies alles
ist der Grund dafür, dass sich fast keine Menschen angesiedelt haben,
denn wenn sich nicht einmal die meisten Täler für den Anbau von
Getreide oder als Weidegrund für Vieh eignen, so haben die Menschen
keine Existenzgrundlage. Dort, wo man Dörfer und grüne Felder oder gar
Obstplantagen antrifft, hat der Mensch der Natur in mühsamer Arbeit über
Jahrhunderte ein Stück Lebensraum abgerungen, indem er von den
Gletscherbächen Bewässerungskanäle bis zu den tiefer liegenden Orten
gebaut hat. Das bedeutendste Beispiel für eine solche, vom Menschen geschaffenen
Kulturlandschaft ist das Hunza-Tal. Der Tourismus, der allerdings im Wesentlichen auf die Monate
Juni bis September beschränkt ist, eröffnet seit jüngerer Zeit eine
gewisse Möglichkeit für die Menschen, ihre Lebensgrundlage zu
verbessern.
4.
Nur begrenzte Infrastruktur für den Tourismus und
Zugangsbeschränkungen
Fast alle Ansiedlungen
des Karakorum befinden sich in den tiefen Lagen der Täler des Indus,
Gilgit und Hunza, also an den Rändern des Karakorum. Diese Orte (z.B.
Gilgit, Karimabad, Gulmit, Pasu, Nagar, Skardu) liegen alle am Karakorum
Highway, d.h. sie sind in der Regel mit Bus oder Auto erreichbar.
"In der Regel" bedeutet: wenn nicht ein Erdrutsch die Straße
irgendwo unterbrochen hat. Man möge auch aus dem Wort
"Highway" keine zu größen Erwartungen an den Fahrkomfort
entwickeln. Das Fahren ist ein durchschüttelndes Abenteuer mit
Überraschungen. Dieser "Highway" ist eben auch nur eine
Straße in einer wilden Gebirgslandschaft, die ständig von
Felsstürzen, Erdrutschen oder über die Ufer tretenden Flussläufen
bedroht ist. Die Reparaturkolonnen werden nie arbeitslos. Auch die kein
Risiko scheuenden einheimischen Fahrer tragen mit ihrem Fahrstil ihren Teil dazu bei, dass
man die Fahrt als Abenteuer empfindet. Die Orte Gilgit und Skardu sind
von Islamabad aus auch mit dem Flugzeug erreichbar, sofern die Witterung
einen Flug zulässt.
In den Orten am
Karakorum Highway finden sich mehr und mehr auch annehmbare
Übernachtungsmög- lichkeiten. Das war es dann aber auch schon, d.h. wer in
die Berge des Karakorum will, muss sein eigenes Quartier und seine
eigene Küche auf den Buckel nehmen. Nur die Orte Shimshal im Norden
sowie Askole in der Nähe des Baltoro-Gletschers liegen mitten im
Gebirge, beide über abenteuerliche Pisten per Jeep erreichbar. Eine
nennenswerte Infrastruktur für Trekker und Bergsteiger gibt es dort
aber nicht. Trekking von Lodge zu Lodge, wie es in Nepal möglich ist,
geht im Karakorum nicht. Dies bedeutet, dass jeder - sogar der
Einzelwanderer - Träger aus der örtlichen Bevölkerung braucht, um
irgendein nennenswertes Ziel in der Wildnis erreichen zu können.
Vom indischen
Staatsgebiet aus ist der Karakorum praktisch unzugänglich - nicht wegen
schwieriger Topografie, sondern weil der südliche und südöstliche
Teil des Karakorum Kriegsgebiet in der Auseinandersetzung zwischen
Indien und Pakistan um Kashmir ist. Das indische Militär hat die
Zugänge für Fremde abgeriegelt. Die "Front" verläuft
zwischen Siachen-Gletscher und Baltoro-Gletscher sowie irgendwo zwischen
Kargil und Skardu. Gelegentlich, aber selten, erhalten Expeditionen eine
Genehmigung zu den südöstlichsten Gipfeln wie Mamostong Kangri und
Saser Kangri. Auf
pakistanischer Seite wäre es mit dem Baltoro wohl ähnlich, wenn mit
einer Sperre nicht so hohe Ausfälle an Besteigungs- oder Trekking-Gebühren
verbunden wären. Außerdem ist die Beschäftigung von Einheimischen als
Träger ein nicht unerheblicher Wirtschaftsfaktor für das Land. Also
kann man auf dem Baltoro-Gletscher merkwürdigerweise quasi mit dem
pakistanischen Militär zum Concordia-Platz marschieren und von dort
weiter zum Abruzzi-Gletscher in Richtung Conway-Sattel. Erst dort, wo
man nach Südosten zum Sia-Kangri gehen könnte, ist Schluss für den
Bergsteiger.
5.
Reisezeit nur im Sommer
Während
in fast allen Teilen des Himalaya die Zeit des Monsun vom Anfang Juni
bis Anfang Oktober die Reisenden weitgehend von Unternehmungen im
Gebirge abhält, muss im Karakorum genau diese Zeit für Trekking-Touren
oder Bergbesteigungen gewählt werden. Die Monate Oktober bis Anfang Mai
sind im Karakorum wirkliche Wintermonate, in denen nennenswerte
Unternehmungen in Höhen oberhalb von 3000 bis 4000 m praktisch
unmöglich sind, im Gegensatz zu weiter südlich gelegenen Teilen des
Himalaya, wo die Monate Oktober und November sowie Februar bis Mai zu
empfehlen sind, begrenzt sogar Dezember und Januar. Wie bereits erwähnt
wurde, sind die Auswirkungen des Sommermonsun im Karakorum höchstens
abgemildert zu spüren. Vorherrschend sind die lokalen Wetterbedingungen
mit wechselnden Perioden guten und schlechten Wetters.
6.
Irritationen um Namen und Höhenangaben
Das Wort
"Karakorum" bedeutet "Schwarzes Geröll".
"Karakorum" heißt ein Pass am östlichen Rand des Gebirges an
der Grenze zu China auf dem Karawanenweg zwischen Leh in Ladakh und
Sinkiang. Auf diese Zone trifft "Schwarzes Geröll" durchaus
zu. Warum man aber diesen Namen eines Passes, der eigentlich gar nicht
mehr zum Gebirgsteil gehört, auf das strahlend weiße Hochgebirge übertragen
hat, bleibt eines der großen Geheimnisse der Namensgebungen im
Himalaya. Ein unpassenderen Namen hätte man gar nicht wählen können.
So heißt dieser Teil des Himalaya also unwiderruflich Karakorum (oder
Karakoram im englischsprachigen Raum).
Der Karakorum-Pass (5575 m) im Osten, nach dem das Gebirge benannt
wurde.
Foto: Himalayancamping.com
So manche Namensgebung
im Himalaya scheint ohnehin eher Zufall oder Willkür gewesen zu sein
als Ergebnis einer fundierten Recherche oder begründeter
Namenszuordnung durch die einheimische Bevölkerung. Dass z.B. der
Fluss, der dem Baltoro-Gletscher entspringt, Biaho Lungma und ein paar
Kilometer weiter unten dann Braldu heißt, ist eine dieser
Merkwürdigkeiten. Vielleicht ist "Biaho" auch nur eine
Verwechslung mit "Biafo", dem östlich Askole einmündenden
Gletschertal; wir können es heute nicht mehr feststellen. Nun kommt
aber hinzu, dass es nördlich des Baltoro-Gebietes einen anderen
"Braldu" und einen Braldu-Gletscher gibt. Dies lässt die
Vermutung aufkommen, dass der Name "Braldu" irrtümlich den
falschen Orten zugeordnet wurde. Irgendwann war es dann geschehen und in
Karten eingetragen und nicht mehr rückgängig zu machen. Im Fall des
Beispiels ist man nun gezwungen vom "Süd-Braldu" und vom
"Nord-Braldu" zu sprechen. Der "Süd-Braldu"
entspringt dem Baltoro-Gletscher, wenn er auch zunächst Biaho Lungma
heißt. Er nimmt oberhalb von der ersten Siedlung Askole die mächtigen
Nebenflüsse Dumord (oder Dumordo) und Biafo auf und heißt ab dort
Braldu oder – korrekt – Süd-Braldu. Und schließlich – damit die
Verwirrung komplett ist – trägt der Fluss ab der Einmündung des von
Norden kommenden Basha den Namen "Shigar". Drei Namen für ein
und denselben Fluss, aber "Baltoro" heißt er nirgends!
Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie beim Studium der Geografie des
Karakorum auf Merkwürdigkeiten bei den Namen stoßen! Zudem sind die
Schreibweisen vieler Namen in den Karten unterschiedlich. Es kam
offensichtlich darauf an, wer von welchem Einheimischen einen bestimmten
Namen in welcher Art Aussprache aufgenommen und in eine Karte
übertragen hatte. Von Einfluss war wohl auch noch, ob dieser
"Fremde" aus dem englisch-, französisch--, italienisch- oder
deutschsprachigen Raum kam.
Hinsichtlich der
Höhenangaben der Berge ist streckenweise ebenfalls Vorsicht angebracht.
Die Probleme aufzuzeigen, die eine exakte Höhenbestimmung in
abgelegenen Hochgebirgen mit sich bringt, würde den Rahmen dieser
Website sprengen. Deshalb sei hier nur gesagt, dass eine exakte
Höhenbestimmung trotz modernster Technik extrem aufwändig ist. Diesen
Aufwand an Hunderten oder Tausenden von Gipfeln zu betreiben, kann und
will sich niemand leisten. So gibt es bei vielen Gipfeln nur geschätzte
Höhenangaben, die man meist an gerundeten Höhenzahlen wie 6100 oder
6250 erkennt. Aber selbst, wo vermeintlich sichere Zahlen wie 8611 oder
8068 etc. zu finden sind, sollte man nicht davon ausgehen, dass diese
Angaben nicht doch noch um ein paar Meter von der Realität abweichen
können. Auch hier würde eine weitere Absicherung extrem hohen Aufwand
bedeuten, ohne dass damit aber eine absolute Sicherheit gewonnen würde.
Man denke nur an das Problem der Bestimmung der Höhe 0,00 unter den
Gipfeln, denn die Erde ist keine exakte Kugel, sondern – übertrieben
ausgedrückt – eine Kartoffel. Nehmen wir die Höhen einfach so, wie
wir sie in den Kartenwerken seriöser Autoren vorfinden. Leider fällt
nicht jede Karte in diese Kategorie.
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2006. Aktualisierter Stand vom 05.11.2016. Alle Rechte vorbehalten.
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