Die Berge des Himalaya
(The mountains of Himalaya)
Mount Everest,
K2, Kanchenjunga, Lhotse, Makalu, Cho Oyu, Dhaulagiri I, Manaslu, Nanga
Parbat, Broad Peak, Annapurna I, Gasherbrum, Shisha Pangma und viele andere
Gipfelpanorama
vom Manaslu, 8163 m
Die
folgend vorgestellten Bergsteiger haben Fotos für die Sichten vom
Manaslu zur Verfügung
gestellt. Ich bedanke mich auch an dieser Stelle sehr herzlich.
|
Alix von Melle
und Luis Stitzinger
haben die meisten Bilder für diese Seite
zur Verfügung gestellt. Die
beiden sind seit Jahren eines der erfolgreichsten deutschen Paare im
Höhenbergsteigen. Luis
ist staatlich geprüfter Berg- und Skiführer und seit mehr als 20
Jahren als Expeditionsleiter unterwegs. Alix ist Pressesprecherin bei
Globetrotter Ausrüstung München.Seit 2001 sind sie jedes Jahr mehrfach
zusammen an den Bergen der Welt unterwegs. Beide lieben das Klettern in
Fels und Eis. Luis hat sich zudem einen Namen als Steilwand-Skifahrer
gemacht. So ist es kein Wunder, dass er seine Ski auch auf die
Achttausender des Himalaya schleppt. Dann trennen sich die Wege des
Paares manchmal während des Abstiegs, wenn Luis auf seinen
Brettern abfährt, während Alix meist lieber "normal"
absteigt. Aber auch Alix ist am Manaslu aus 6900 m Höhe auf Skiern
abgefahren.
Im gemeinsamen Tourenbuch
stehen u.a. der Cho Oyu, die Acongagua-Südwand (Franzosenroute), der
Muztagh Ata, der Khan Tengri, die Ama Dablam, der Tocclaraju (Peru), der
Huascaran (Peru), der Denali, Cassin Ridge (Alaska), der Pumori (bis 6850
m), der Gasherbrum II, der Pik Lenin, der Nanga Parbat,
|
der
Dhaulagiri I, der Makalu (bis 8050 m), der Broad Peak, der K2 (bis 8000
m), der Manaslu, der Shisha Pangma. Am K2 gelang Luis die erste
Ski-Abfahrt auf der Kukuczka-Route von der Schulter durch die Südflanke
des Berges (7900 - 5000 m), am Nanga Parbat die erste Befahrung der
zentralen Diamirflanke (7850 - 4600 m). Weitere Skiabfahrten glückten
vom Gasherbrum II (8035 - 5400 m), am Broad Peak (7850 - 5000 m), durch
die Pik Lenin Nordwand (7134 - 4400 m), vom Shisha Pangma sowie Versuche
am Dhaulagiri I (6800 - 4650 m) und Manaslu (7200 - 4850 m). Alix von
Melle ist mit z.Zt. sieben bestiegenen
Achttausendern die erfolgreichste deutsche Höhenbergsteigerin.
Die beiden berichten über Ihre Expeditionen
ausführlich in Wort und Bild auf ihrer Website www.goclimbamountain.de.
Dort finden Sie auch Informationen zu vielen weiteren Unternehmungen. Unter "Expeditionstagebücher"
stehen die Berichte zum
Nanga Parbat (2008), Dhaulagiri I (2009), Makalu (2010), Broad Peak
& K2 (2011), Manaslu (2012) und Shisha Pangma (2013).
Unter "Galerien" finden Sie viele Bilder von diesen
Expeditionen und zusätzlich vom Cho Oyu (2010), Pik Lenin (2007) und
Gasherbrum II (2006). Wer sich darüber informieren möchte, kann dies unter http://www.goclimbamountain.de/projekte.php
(Details zur Expedition) und http://www.goclimbamountain.de/tagebuch.php?catid=8
(Tagebuch) tun.
Die folgenden Bilder der beiden entstanden bei den
Expeditionen im Frühjahr 2012 und im Herbst 2017. Der Anmarsch erfolgte
von Südosten durch das
Tal des Budhi Gandaki bis zur Ortschaft Sama in 3530 m Höhe. Von dort
aus wurde das Basislager in 4850 m Höhe am Rande des Manaslu-Gletschers
errichtet. |
©
Die Rechte an den Fotos liegen ausschließlich bei den im Bild genannten
Autoren. Eine
Verwendung der Bilder mit Eintragungen ist nur mit schriftlicher Zustimmung
der Bildautoren und von Günter Seyfferth erlaubt.
Gliederung:
A.
Aussichten vom Gipfel oder aus der Nähe des
Gipfels
B. Aussichten nach Norden bis Osten vom
Hochlager 7400
C. Aussichten vom Aufstieg bis zum obersten
Hochlager
D. Wo ist eigentlich der Gipfel, wie sieht er
aus und wer war oben?
E. Wetterküche
Manaslu
A. Aussichten vom
Gipfel oder aus der Nähe des Gipfels
Bevor wir uns den Bildern der Aussicht vom Manaslu
zuwenden, ist zum Verständnis ein Hinweis auf die Wetterverhältnisse
erforderlich. Die meisten Expeditionen, die im Zeitraum von April bis Oktober
den Manaslu besteigen wollen, haben mit den extrem schwierigen Wetterbedingungen
an diesem Achttausender zu kämpfen. Der Berg steht unmittelbar über der
nepalesischen Tiefebene, die er um fast 7000 m überragt. Selbst bei Schönwetterlagen führt die
Sonneneinstrahlung in der Tiefebene sehr oft schon im Laufe des Vormittags zur
Bildung von Quellwolken, die nach und nach auch zu den höheren Gipfeln
aufsteigen und die Sicht beeinträchtigen. Ab Anfang Juni und meist noch bis Mitte
Oktober bringt der Sommermonsun extrem große Niederschlagsmengen. Bei Sonneneinstrahlung bilden sich dann besonders
viele Quellwolken. (Siehe zu diesem Thema auch
Abschnitt E) Die folgenden Bilder aus großen Höhen sind Ende Sept. 2017
aufgenommen worden. Als die Bergsteiger im Laufe des Vormittags den Gipfel
erreicht hatten, war die
Wolkendecke bereits bis auf ca. 6500 m Höhe aufgestiegen. Die Fotoausbeute vom
Gipfel beschränkte sich also zwangsläufig auf die Berge, die noch aus dem Wolkenmeer herausragten.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Sechstausender und die
niedrigen Siebentausender im Nordwesten bis Nordosten bereits kaum mehr zu
sehen. Aus diesem Grund sind im Anschluss an die Bilder, die vom Gipfel oder aus
der Nähe des Gipfels nach Westen bis Nordwesten aufgenommen wurden (Bilder Nr. 1
bis 3), für die Blicke in die anderen Richtungen Fotos aus etwas geringeren
Höhen verwendet, weil zu diesen früheren Zeitpunkten die Sichten noch wenig
beeinträchtigt waren (Bilder Nr. 4 bis 6). Die Sichten aus den geringeren Höhen
während des Anstiegs bis zum letzten Hochlager finden Sie im Anschluss in den
Abschnitten B und C.
Die Exposition des Manaslu am Rand der Tiefebene hat
natürlich auch zur Folge, dass sich am Manaslu in besonders auffallendem Maße
extreme Unwetter entladen, die den Berg zu einem gefährlichen Achttausender
machen. Darauf wird in Abschnitt E eingegangen.
|
(1) Blick vom Gipfel des Manaslu nach West-Nordwesten zum
Annapurna Himal und
Dhaulagiri Himal
(Bitte öffnen Sie das Bild in doppelter Größe;
dort sind die Beschriftungen gut lesbar.)
Zu Füßen liegen die Trabanten des
Manaslu Thulagi (7059 m) und Phungi (6538 m). Dahinter, unter den Wolken
verborgen, liegt das tief eingeschnittene Tal des Marsyangdi Khola. Durch dieses
Tal, beginnend in etwa 1100 m Höhe, verläuft die Route des Annapurna-Circuit,
die über den Pass Thorong La ins
Tal des Kali Gandaki zwischen Annapurna und Dhaulagiri führt. Im Annapurna
Himal stehen dem Betrachter am nächsten die Gipfel des Lamjung Himal (6983 m)
und der
Annapurna II (7937 m). Zwischen den beiden Gipfeln ragt der weiter
entfernte Machhapuchare (6993 m) empor, den Sie
hier aus dem Hubschrauber
betrachten können. Dieser Flug führt Sie auch entlang der Südwände der weiter
entfernten Annapurna-Gipfel einschl. der
Annapurna I
(8091 m).
Foto:
Luis Stitzinger & Alix
von Melle; Beschriftung: Günter Seyfferth
Hier finden Sie die
detaillierte Landkarte des Manaslu Himal.
Hier finden Sie die
detaillierte Landkarte des Annapurna Himal.
Hier finden Sie die
detaillierte Landkarte des Dhaulagiri Himal
Entfernungen
zu den Gipfeln:
Thulagi |
4,57 km |
Machhapuchare |
60,19
km |
Annapurna
I |
72,31
km |
Kangshar Kang |
67,68 km |
Dhaulagiri IV |
123,13 km |
Tilicho |
74,35 km |
Phungi |
7,44
km |
Annapurna II |
42,79
km |
Annapurna III |
55,73
km |
Gurja Himal |
126,02
km |
Dhaulagiri
V |
118,60
km
|
Tukuche Peak |
99,97 km |
Lamjung Himal |
35,26
km |
Barha Chuli |
74,13
km |
Gangapurna |
58,49
km |
Dhaulagiri I |
105,34 km |
Dhaulagiri II |
116,65 km |
P 6662 |
108,98 km |
|
(2) Blick
vom Gipfelgrat des Manaslu in ca. 8140 m Höhe nach Nord-Nordwesten zum
Annapurna Himal und zum
Dhaulagiri Himal (Bitte öffnen Sie das Bild in doppelter Größe;
dort sind die Beschriftungen gut lesbar.)
Es ist derselbe
Blick auf die beiden Gebirgsgruppen wie auf dem vorherigen Foto, aber in etwas
größerem Maßstab.
Es gelten dieselben Angaben zu den Landkarten sowie zu den Entfernungen wie
bei Bild Nr. 1. Bei den beiden Gipfeln im Vordergrund handelt es sich um
zwei Vorgipfel des Manaslu, die am Rande des großen Schneeplateaus im
Übergang in die Südwestwand stehen. Der nächst liegende Gratgipfel mit der
Höhe 8122 m ist auf den Bildern Nr. 19 und 20 von der anderen Seite zu sehen.
Nicht wenige Bergsteiger begnügen sich mit der leichten Ersteigung dieses
Gratgipfels und behaupten später, den Manaslu bestiegen zu haben. Dabei fehlen
noch 40 Höhenmeter bis zum Gipfel. Der Manaslu zählt zu den Gipfeln, zu
deren Besteigung die meisten Lügen verbreitet werden. Näheres dazu finden Sie
in Abschnitt D. Die entgegengesetzte Sicht vom Gipfel des Dhaulagiri Himal
finden Sie hier.
Foto:
Luis Stitzinger
& Alix von Melle; Beschriftung: Günter Seyfferth
|
(3) Blick vom Gipfel des Manaslu nach Nordwesten mit den Bergen des
westlichen Annapurna Himal, des
Dhaulagiri Himal und des südlichen
Peri Himal (Bitte öffnen Sie das Bild in doppelter Größe;
dort sind die Beschriftungen gut lesbar.)
Hier sind im Vordergrund die beiden
Gratgipfel von Bild Nr. 2 aus höherer Position zu sehen. Weiter rechts ist
in der Vergrößerung auch das Lager in 7400 m Höhe zu sehen, von dem aus der
Gipfelangriff erfolgt. Aus den Wolken ragt knapp auch der Pisang Peak
hervor. Die entgegengesetzte Sicht von diesem Trekking-Gipfel finden Sie hier.
Foto:
Luis Stitzinger
& Alix von Melle; Beschriftung: Günter Seyfferth
Die zugehörigen Landkarten
finden Sie unter den Links in der Bildunterschrift.
Wie eingangs erwähnt war die
Quellbewölkung bereits hoch aufgestiegen, als unsere Protagonisten den Gipfel
erreicht hatten. Die niedrigen Siebentausender des südlichen Peri Himal
ragen auf vorstehendem Bild nur noch knapp hervor. Aus diesem Grund sind
folgend für den Blick weiter nach rechts Fotos aus etwas geringeren Höhen
verwendet, die am früheren Morgen während des Aufstiegs aufgenommen wurden, als die
Quellwolkenbildung noch nicht so weit fortgeschritten war.
|
(4)
Blick aus ca. 7850 m Höhe nach West-Nordwesten zu den Bergen des westlichen Annapurna Himal, des
Dhaulagiri Himal, des
Damodar- und Peri Himal
und des Kanjirowa Himal
(Bitte
öffnen Sie das Bild in doppelter Größe; dort sind die Beschriftungen gut lesbar..)
Noch in der Dunkelheit ist man im
Camp 7400 aufgebrochen. Die Aufstiegszeit ist stark davon abhängig, ob man
künstlichen Sauerstoff verwendet. Unsere Bergsteigergruppe hat aus
grundsätzlichen Erwägungen auf diese Hilfe verzichtet.Hier überblickt man das
geneigte Plateau der Nordflanke des Manaslu. Die diagonal verlaufende Senke
verbirgt eine Stufe im Gletscher. Bei Sturm und schlechter Sicht kann dieses
Plateau zur tödlichen Falle werden. Die Speicherung der GPS-Daten beim
Aufstieg kann lebensrettend sein. Die Berge des westlichen Annapurna Himal
und des Dhaulagiri Himal waren bereits auf den Bildern Nr. 1 bis 3 zu sehen. Man beachte, dass hier nun
der Blick weiter rechts bis zu den Bergen des
Kanjirowa Himal
reicht, die 180 bis 210 km entfernt sind. Und noch etwas weiter rechts ist
sogar der 221 km entfernte Kaqur Kangri (6859 m) an der Grenze zu Tibet zu
sehen. Rechts stehen hinter den Bergen des Peri Himal die Gipfel des
Damodar Himal, und wiederum dahinter liegt das frühere Köngreich Mustang.
Der dort markierte Jakriolagga Lek steht westlich des Tales des Kali Gandaki.
Auch Mukut Himal, Honde und Sandache stehen jenseits des Kali Kandaki.
Foto:
Luis Stitzinger
& Alix von Melle; Beschriftung: Günter Seyfferth
Die zugehörigen Landkarten
finden Sie unter den Links in der Bildunterschrift.
Entfernungen
zu den Gipfeln rechts des Dhaulagiri Himal (bezogen auf den Gipfel des
Manaslu):
Mukut Himal |
108,41 km |
Sandache |
97,24
km |
Tsho Karpo Kang |
195,50
km |
Kaqur Kangri |
221,45 km |
P
6530 |
24,18 km |
P
6687 |
41,48 km |
Pisang Peak |
37,91
km |
Lashamma |
192,04
km |
Kanguru |
27,87
km |
P 6305 |
51,36
km |
Gyaji Kang |
27,41
km
|
Himlung |
28,06 km |
Honde |
108,60
km |
Kanchauni Lek |
188,28
km |
P
6805 |
26,37
km |
Khumjungar |
56,58 km |
Lagula Himal |
48,32 km |
Ratna Chuli |
39,30 km |
|
|
Kanjeralwa |
180, 67 km |
Jakriologga |
94,49 km |
Pokarkang |
44,03 km |
Nemjung |
24,98 km |
Cheo Himal |
26,11 km |
|
|
Kanjirowa South |
208,16 km |
Chombi |
27,39 km |
P 6480 |
57,50 km |
Himjung |
26,89 km |
|
|
|
(5) Blick aus ca. 7850 m
Höhe nach Nordwesten zu den Bergen des
Damodar- und Peri
Himal
(Bitte
öffnen Sie das Bild in doppelter Größe; dort sind die Beschriftungen gut
lesbar.)
Dieses Bild
ist aus ähnlicher Position wie Bild Nr. 4 aufgenommen, zeigt aber die Gipfel
des Peri Himal bis in nördliche Richtung. Rechts neben der letzten Person
der Gruppe ist der Nordgipfel (6994 m) des Manaslu zu sehen. Dahinter stehen
der Larkya Peak und der Larkya North, beides Gipfel südlich des
Larkya La. Der Peak 6621 steht
nördlich dieses Passes. Die vollständig verschneiten Bergkämme im Hintergrund
markieren die Grenze zwischen Nepal und China. Im Hintergrund ganz rechts
sieht man den Loinbo Kangri in 143 km Entfernung. Dieser Berg zählt nicht mehr
zum Himalaya, sondern zum Transhimalaya.
Foto:
Luis Stitzinger
& Alix von Melle; Beschriftung: Günter Seyfferth
Hier finden Sie die
detaillierte Landkarte des Manaslu Himal.
Hier finden Sie die
detaillierte Landkarte des Damodar- und Peri-Himal.Entfernungen
zu den Gipfeln vom Gyaji Kang bis zum Loinbo Kangri (bezogen auf den Gipfel
des Manaslu):
Gyaji Kang |
27,41 km |
Himjung |
26,89
km |
Ratna Chuli |
39,30
km |
P 6735 |
36,58 km |
P
6500 |
28,84 km |
Manaslu North |
3,20 km |
Lagula Himal |
48,32
km |
P 6687 |
41,48
km |
Cheo Himal |
26,11
km |
P 6767 |
21,57
km |
Larkya North |
11,05
km
|
Lonbo Kangri |
142,55 km |
Nemjung |
24,98
km |
Himlung |
28,06
km |
Panbari |
20,21
km |
P 6621 |
16,58 km |
Larkya Peak |
8,68 km |
P 6380 |
22,72 km |
|
(6)
Blick aus ca. 7700 m Höhe nach Nordwesten zu den Bergen des
Kanjirowa Himal und
des Damodar Himal und
Peri Himal
(Bitte
öffnen Sie das Bild in doppelter Größe; dort sind die Beschriftungen gut
lesbar.)
Dieses Bild ist an sich eine
Wiederholung der Sichten von Bild Nr. 4 und 5, es sei aber gezeigt, weil die
Lücken in der Bewölkung einige Gipfel freigeben, die auf den vorherigen
Bildern nicht zu sehen waren wie z.B. die beiden Passgipfel Kathung Kang und
Yakawa Kang am Thorong La oder
die Chulu-Gipfel mit dem Trekking-Gipfel
Chulu Far East. Den Schatten
im Vordergrund wirft der Ostgipfel des Manaslu in der Morgensonne.
Foto:
Luis Stitzinger
& Alix von Melle; Beschriftung: Günter Seyfferth
Bei der Betrachtung der Aussichten
bis hierher stellen wir nun fest,
dass die Sichten nach Nordosten, Osten und Südosten fehlen. Der Grund hierfür ist, dass
die örtlichen Verhältnisse im unmittelbaren Bereich des Gipfels an diesem Tag
keinen Blick in diese Richtung erlaubt haben. Diese Situation, die nahezu
allen Expeditionen zu schaffen macht, wird in Abschnitt D behandelt. Dort finden
Sie dann auch ein Foto nach Südosten mit den beiden hohen Siebentausendern
Himal
Chuli (7893 m) und
Ngadi Chuli (Peak 29, 7871 m), das aus dem Jahr der
Erstbesteigung 1956 stammt. Die Sicht nach Osten bis Nordosten ist schon beim
Aufstieg durch die Flanke des Manaslu-Ostgipfels
beschränkt. Aber das Hochlager in 7400 m Höhe bietet diese Blicke in
hervorragender Weise, weshalb sie hier zur Komplettierung der Rundumsicht im
Abschnitt B folgen.
B.
Aussichten nach Norden bis
Osten vom Hochlager 7400
|
(7) Blick
vom Hochlager 7400 nach Nordwesten zu den Bergen des Peri Himal
(Bitte
öffnen Sie das Bild in doppelter Größe; dort sind die Beschriftungen gut
lesbar.)
Dieser Blick nach Nordwesten ist zwar
ähnlich der Sichten der Bilder Nr. 5 und 6, das Foto
wurde aber hier aufgenommen, weil keine Wolke die Sicht trübt. Das Bild ist
auch deshalb hilfreich, weil es der Beginn der Serie der folgenden Bilder bis
Nr. 10 ist, die zusammen den Kamera-Schwenk von links nach rechts abbilden.
Auch auf diesem Bild ist nochmals die Position des Trekking-Passes
Larkya La auszumachen; er liegt
zwischen dem Larkya North und dem P 6621.
Foto:
Luis Stitzinger
& Alix von Melle; Beschriftung: Günter Seyfferth
|
(8) Blick
vom Hochlager 7400 nach Nordosten bis ins tibetische Hochland (Bitte
öffnen Sie das Bild in doppelter Größe; dort sind die Beschriftungen gut
lesbar.)
Im
Vordergrund dieses Bildes ist die Aufstiegsroute zu erahnen. Das Basislager in
4850 m Höhe liegt knapp außerhalb des rechten Bildrandes auf der
schneefreien Fläche über dem Manaslu-Gletscher. In Bild Nr. 9 ist diese
Position markiert. Von dort aus führt die Route zum markierten Naike Col
(5494 m) und dann zum Camp 1, das in 5700 m Höhe links von der Felseninsel
liegt. Von dort aus wiederum wird in Richtung des Betrachters durch einen
wild zerklüfteten Eisbruch aufgestiegen.Vom Sattel in der Mitte des unteren
Bildrandes, wo ein weiteres Lager errichtet wird, führt ein steiler Hang
aus Schnee und Eis herauf zum Standort des Fotografen. Knapp rechts der
Bildmitte im Talgrund erblickt man einen Teil der Trekking-Route vom Ort Samdo
(hinter dem Naike Peak) zum Larkya La. Von dort aus bietet
sich also ein hervorragender Blick in die Nordflanke des Manaslu. Über den
Kamm mit den markierten schneefreien Gipfeln in der rechten Bildhälfte verläuft die Grenze
zu China.
Foto:
Luis Stitzinger
& Alix von Melle; Beschriftung: Günter Seyfferth
Die detaillierte Landkarte des Manaslu Himal zur Erläuterung der Sicht auf die nähere Umgebung finden Sie
hier.
|
(9) Blick
vom Hochlager 7400 nach Ost-Nordosten mit Naike Peak (6211 m) und Pang Phuchi
(6620 m) (Bitte
öffnen Sie das Bild in doppelter Größe; dort sind die Beschriftungen gut
lesbar.)
Das
vorstehende Bild Nr. 8 hatte schon
den Bereich der linken Bildhälfte mit dem Naike Peak gezeigt. Hier ist nun
auch die Position des Basislagers in 4850 m Höhe zu sehen. Im Talgrund
ist der Gletschersee zu sehen; rechts davon, aber verdeckt, liegt die
Ortschaft Sama in 3350 m Höhe. Der Pang Phuchi (6620 m) ist der das Tal
beherrschende Berg gegenüber dem Manaslu. Es ist zwar "nur" ein
Sechstausender, aber 3000 m Wandhöhe sind doch beeindruckend. Die
Landesgrenze verläuft über diesen Berg und die folgenden Gipfel nach rechts.
Foto:
Luis Stitzinger
& Alix von Melle; Beschriftung: Günter Seyfferth
Die detaillierte Landkarte des Manaslu Himal zur Erläuterung der Sicht auf die nähere Umgebung finden Sie
hier.
|
(10) Blick
vom Hochlager 7400 nach Osten mit
Pang Phuchi (6620 m), Chamar (7165 m),
Shisha Pangma (8027 m) und Cho
Oyu (8201 m) (Bitte
öffnen Sie das Bild in doppelter Größe; dort sind die Beschriftungen gut
lesbar.)
Auf der rechten Bildseite steigt der Hang zum Ostgipfel des Manaslu hinauf und
verdeckt den größten Teil des
Ganesh Himal. Von dieser Gebirgsgruppe ist nur der Langpo Ri (6846 m) als
einer der hohen Gipfel zu sehen. Vor diesem Berg verläuft das Tsum-Valley, das erst in jüngerer Zeit von Trekkern als
lohnendes Ziel entdeckt wurde. Viele verbinden den Besuch dieses Tales mit
der Tour über den Larkya La. Am Horizont stehen die tibetischen Gipfel vom
Chalung Ri (6767 m) bis
zum Shisha Pangma (8027 m) sowie der Cho Oyu (8201 m). Die entgegengesetzte
Sicht vom Gipfel des Shisha Pangma finden Sie
hier.
Foto:
Luis Stitzinger
& Alix von Melle; Beschriftung: Günter Seyfferth
Die detaillierte Landkarte des Manaslu Himal zur Erläuterung der Sicht auf die nähere Umgebung finden Sie
hier. Die detaillierte Landkarte des Ganesh Himal finden Sie
hier. Die detaillierte
Landkarte vom Gang Beng Chen bis zum Shisha Pangma finden Sie
hier.
Entfernungen zu den Gipfeln vom Pang Phuchi bis zum Cho Oyu (bezogen auf den Gipfel
des Manaslu):
Pang Phuchi |
14,78 km |
Chalung Ri |
85,86
km |
Chamar |
37,53
km |
Phurephu Ri |
108,16 km |
Shisha
Pangma |
121,19 km |
Cho Oyu |
211,69 km |
|
|
Lapuchun |
22,97
km |
Gobarung |
100,69
km |
Porong Ri |
114,75
km |
Nyanang Ri |
124,76
km
|
|
|
|
|
Kabang Ri |
78,35
km |
Langpo Ri |
58,59
km |
Yebokangal Ri |
120,39 km |
|
|
|
|
C. Aussichten vom Aufstieg bis zum Hochlager 7400
(11) Blick über das Basislager (4850 m) hinweg zum
Manaslu East (7992 m) und Manaslu North (6994 m)
(bitte öffnen Sie das Bild im größeren Format; dort
ist die Beschriftung gut lesbar.)
Hier hat Neuschnee die gesamte
Landschaft in frisches Weiß gehüllt, nicht zur Freude der Bergsteiger, die vor
allem weiter oben die Route neu spuren und die Zelte ausgraben müssen. Der
Manaslu ist für starke Schneefälle bekannt - Schneefälle, die schon häufig
den Abbruch einer Expedition erzwungen oder auch zu fürchterlichen
Lawinenunglücken geführt haben. Die Route führt über den Naike Col und den
North Col hinauf auf das Plateau, wo neben dem P 7450 das letzte Hochlager
(vergl. Bild Nr. 16) errichtet wird.
Foto:
Luis Stitzinger
& Alix von Melle; Beschriftung: Günter Seyfferth
|
(12) Blick vom Camp 1 in 5700 m Höhe oberhalb des
Naike Col nach Norden bis Nordosten mit dem Naike Peak (6416 m)
(bitte öffnen Sie das Bild im größeren Format; dort ist die
Beschriftung gut lesbar.)
Bitte vergleichen Sie dieses Bild auch
mit Bld Nr. 8, das dieselbe Sicht aus größerer Höhe zeigt. Am rechten
Bildrand blickt man in das Tal, das von Samdo in Richtung
Larkya La führt.
Foto:
Luis Stitzinger
& Alix von Melle; Beschriftung: Günter Seyfferth
|
(13) Blick aus ca. 5750 m Höhe oberhalb des Naike Col
nach Nord-Nordwesten mit Gyaji Kang (7074 m), Nemjung (7140 m) und Larkya Peak
(6416 m) (bitte öffnen
Sie das Bild im größeren Format; dort ist die Beschriftung gut lesbar.)
Diese Sicht schließt links an Bild Nr.12 an.
Zum "Larkya Peak" muss hier angemerkt werden, dass man diesen Namen in den
Landkarten nicht am höchsten Gipfel des Larkya Himal findet, sondern am 6249
m hohen zweithöchsten Gipfel der Gruppe unmittelbar südlich des Larkya La. Dies
ist höchst unlogisch und vermutlich einer Unbedachtheit eines nepalesischen
Kartenzeichners geschuldet. In meinen Karten ist der mit 6416 m Höhe höchste
Gipfel der Gruppe als Larkya Peak bezeichnet und der 6249 m hohe Gipfel am
Pass als "Larkya North". Die Lage beider Gipfel ist gut auf Bild Nr. 7
auszumachen.
Foto:
Luis Stitzinger
& Alix von Melle; Beschriftung: Günter Seyfferth
|
(14) Blick aus der Umgebung von Camp1 zum Ostgipfel
(7992 m) und zum Eisbruch (bitte öffnen
Sie das Bild im größeren Format; dort ist die Beschriftung gut lesbar.)
Rechts der Bildmitte ist die Spur durch
den Eisbruch zu erkennen. Hier ist die Gletscherwelt tief verschneit. Der
Eisbruch ist weit gefährlicher, als es dieses Bild mit der tiefen
Neuschneeauflage vermuten lässt. Manche Spalten werden mit Aluminumleitern
überbrückt. Oben rechts sieht man den P 7450, neben dem das letzte Hochlager
errichtet wird. Hinter der langen Eiskante zwischen Ostgipfel und P 7450
liegt das weite Gipfelplateau.
Foto:
Luis Stitzinger
& Alix von Melle; Beschriftung: Günter Seyfferth
|
(15) Aufstieg vom North Col (6800 m) zum Hochlager
7400 (das Foto ist auch in größerem
Format hinterlegt)
Dieser 600 m hohe Hang zwischen 6800 und
7400 m kann zur tödlichen Lawinenfalle werden. Die Lawinen können durch Abbrüche
an den oben sichtbaren Eis-Séracs ausgelöst werden wie z.B. im Jahr 2012, als 11
Bergsteiger umkamen.
Foto:
Mark Horrell, flickr.com
|
(16) Blick vom Hochlager 7400 zum Ostgipfel und
Hauptgipfel (das Foto ist auch in
größerem Format hinterlegt)
Das Plateau ist durch eine Steilstufe
unterbrochen, die hier von dem Hang im Vordergrund verdeckt wird. Vor dem
Gipfel führt die Route gerade hinauf bis zu den kleinen Vorgipfeln (8111m und
8122 m), die dann ganz oben an ihrem Fuß
passiert werden. Dahinter beginnt der eigentliche Gipfelgrat. Diese Zone ist
auf den Bildern Nr. 19 und 20 zu sehen.
Foto:
Mark Horrrell, flickr.com
D.
Wo ist eigentlich der Gipfel, wie sieht er
aus und wer war oben?
Diese Fragen mögen merkwürdig erscheinen,
aber sie haben ihre Berechtigung. Unter den 14 Achttausendern gibt es keinen Berg,
der seine Form im unmittelbaren Gipfelbereich im Laufe der Jahreszeiten und
der Jahre so stark verändert wie der Manaslu. Ursache sind die stark
schwankenden Schneeauflagen am Gipfelgrat. Und diese Schneeauflage kann es
unmöglich machen, den allerhöchsten Punkt zu erreichen.
Wenn man die Felsformationen als den
eigentlichen Gipfel betrachtet, so besteht er aus einem Doppelgipfel, den
zwei kleine Felsköpfe am Ende des von Nord nach Süd ansteigenden
Gipfelgrates bilden. Die genaueste Information darüber gibt immer noch das folgende
Foto der Erstbesteiger vom 9. Mai 1956. Es war ein Tag mit sehr wenig Schnee
am Gipfelgrat. Toshio Imanishi schreibt: "Die obersten 20 m waren nackter Fels,
von dem die Stürme sämtlichen Schnee weggefegt hatten." Das Foto zeigt die
drei kleinen Gipfelfahnen auf dem höchsten Punkt, d.h. es wurde unmittelbar nach
dessen Besteigung vom nördlich gelegenen ersten Gipfelfelsen aufgenommen,
dessen kleine Schhneehaube links unten zu sehen ist. Nach Auswertung dieses
Fotos und des Bildes Nr. 18 mit Abbildungen von 1956 und 2 späteren Jahren
kann man davon ausgehen, dass der nördliche Felskopf ca. 3 m niedriger ist
als der südliche Felskopf, dessen Höhe mit 8163 m angegeben ist. Die beiden
Türme dürften in einem Abstand von ca. 15 m stehen; die Höhe der Scharte
dazwischen liegt bei ca. 8158 m, d.h. zum Gipfel sind es von dort ca. 5
Höhenmeter.
|
(17) Blick vom 8160 m hohen
nördlichen Felsturm des Manaslu zum 8163 m hohen südlichen Turm, dem Hauptgipfel
mit Ganesh I (7422 m) und
Himal
Chuli (7893 m), aufgenommen bei der Erstbesteigung am 9.5. 1956
(Das Foto ist auch in größerem Format hinterlegt.)
Und hier sehen wir nun in Ergänzung zu
den Bildern Nr. 1 bis 3 auch den südöstlich gelegenen Himal Chuli (7893 m).
Foto: Toshio Imanishi;
Beschriftung: Günter Seyfferth
|
(18) Blick vom 8160 m hohen
nördlichen Felsturm des Manaslu zum 8163 m hohen südlichen Turm, dem Hauptgipfel
Die Bergsteiger auf dem Gipfel erlauben
die Abschätzung der Höhe des Felskopfes oberhalb der Scharte. Die Fotos
stammen aus den Jahren 1956 (Erstbesteigung, Foto: Toshio Imanishi), 1999 (Foto:
Ed. Viesturs) und 2012, jeweils in der Vormonsunzeit aufgenommen.
Wir wissen nun also, wie der
Gipfel aussieht, wenn er weitgehend schneefrei ist. Und wenn er so angetroffen
wird, so muss ohne Zweifel der Hauptgipfel erklommen worden sein, damit von
der Besteigung des Manaslu gespochen werden kann.
So aber wird der Gipfel von den
wenigsten Expeditionen angetroffen! Bedingt durch die exponierte
Lage unmittelbar über dem nepalesischen Tiefland fallen am Manaslu kaum
vorstellbare Mengen an Schnee, insbesondere in der Zeit des Sommermonsuns.
Diese türmen sich selbst am scharfen Gipfelgrat auf, begünstigt durch Aufwinde
aus den steilen Bergflanken im Südosten und Südwesten. Dabei entstehen nicht
nur die üblichen Wechten, sondern es wachsen fragile Schneetürme in die Höhe,
die jeglichen Besteigungsversuch verbieten, da sie jederzeit zusammenbrechen
können. Im Gipfelbereich kann sich so viel Schnee in unterschiedlichsten
Formen angesammelt haben, dass von den beiden Felstürmen nicht mehr das geringste zu
sehen ist. Dann kann es sein, dass der in ca. 8120 m Höhe beginnende
Gipfelgrat schon vor dem Bereich des ersten Turms (8160 m) unbegehbar ist und
man sich damit begnügen muss, irgendwo in der Westflanke des Grates einen
möglichst hohen Punkt zu erreichen, soweit dies verantwortbar ist. Man hat
dann einen höchstmöglichen Punkt erreicht, ohne genau zu wissen, wo das in Bezug
auf die versteckten Felstürme tatsächlich ist. Oft erkennt man seitlich unter
der Gratschneide einige Felsen, wie sie z.B. auf den folgenden Bilder Nr. 19 und
20 zu sehen sind. Das sind Felsen des ersten Turmes mit 8160 m Höhe. An einer
solchen Stelle ist Bild Nr. 21 aufgenommen.
|
(19)
Blick vom Fuß des ersten Vorgipfels (8111 m) zum zweiten Vorgipfel (8122 m) und
zum Gipfelgrat mit den nördlichen Felsturm (8160 m)
Der Schnee vorne rechts ist Teil des
Hangs des ersten Vorgipfels (8111 m), an dessen Fuß der Fotograf steht. Im
Blick ist der zweite Vorgipfel (8122 m) sowie der Hauptgipfel, von diesem aber "nur" der
nördliche Felskopf (8160 m). Auf diesem Bild (aufgenommen am 10.5.2002) liegt eine mittlere
Menge an Schnee, die zumindest den nördlichen Gipfelkopf noch ersteigbar
erscheinen lässt. Die Wechten scheinen hart gefroren zu sein, da im Schnee
kaum Spuren zu erkennen sind - im Gegensatz zum folgenden Bild.
Foto:
Dieter Porsche, www.alpin-extrem.de
|
(20)
Blick vom Fuß des ersten Vorgipfels (8111 m) zum zweiten Vorgipfel (8122 m) und
zum Gipfelgrat mit den nördlichen Felsturm (8160 m)
Hier sind im Gegensatz zu Bild Nr. 19
die Platten des zweiten Vorgipfels (8122 m) in Schnee gehüllt. Am Gipfelgrat
sind die Schneemengen ähnlich wie bei Bild Nr. 19, allerdings erkennt man an der
tief ausgetretenen Spur, dass der Schnee weich ist. Die Spur reicht bis zum
höchsten sichtbaren Punkt, d.h. bis zum nördlichen Felskopf in 8160 m Höhe.
Der südliche Felskopf, also der 3 m höhere Hauptgipfel, ist nur von dort oben zu
sehen - sofern er nicht ganz in Schnee gehüllt ist.
Foto:
www.himalayanexploration.com
|
(21) Der Bergsteiger steht am
nördlichen Gipfelkopf (8160 m) (Das Foto
ist auch in größerem Format hinterlegt.)
Im Hintergrund rechts sind Teilbereiche
von Himal Chuli und Ngadi Chuli zu erkennen (vergl. Bild Nr. 17). Die
Besteigung des Schneeturms hinter dem Bergsteiger wäre mit großen Risiken
verbunden. Hinter dem Gebilde würde man den südlichen Gipfelturm, also den 15
m entfernten Hauptgipfel unter den Füßen haben - irgendwo. Am rechten Bildrand
neben den Gebetsfahnen erkennt man einen sehr nahe gelegenen Schneehang. Es
ist der Fuß der Schneepyramide, die zu diesem Zeitpunkt offensichtlich den
Felsturm des Hauptgipfels (8163 m) komplett verhüllt. Die Spitze dieser Pyramide
dürfte kanpp hinter dem oben sichtbaren Gebilde liegen.
Foto:
Mark Horrrell, flickr.com
Hat nun der Bergsteiger in einer
Situation wie auf vorstehendem Bild, in der er nachweislich "nur" am nördlichen
Gipfeltum steht, den Manaslu bestiegen? Renommierte Bergsteiger sind sich
einig: er hat, wenn ein weiteres Vordringen auf dem Schneegrat nur unter
Inkaufnahme großer Gefahr möglich wäre. Weder dem Bergsteiger auf
dem Bild Nr. 21 noch dem auf Bild Nr. 23 wird man den Erfolg der Besteigung
streitig machen wollen.
Die Schneeverhältnisse können so extrem
sein, dass auch vom Fels des nördlichen Gipfel-Tiurms nicht das geringste zu erkennen ist.
Der Gipfelgrat kann sich dann bis ganz hinauf und bis zum Bereich des Hauptgipfels in
einer Breite ausgebildet haben, dass er fast bis zum allerhöchsten Punkt
begehbar ist - also breiter als auf vorstehendem Bild. In einem solchen Fall
ist das folgende Bild Nr. 22 entstanden.
|
(22) Blick vom völlig und tief
verschneiten Gipfelbereich nach Nord-Nordwesten mit den beiden Vorgipfeln
8122 m und 8111 m (Das Foto ist auch in
größerem Format hinterlegt.)
Unter den Füßen der Bergsteiger ist
irgendwo der nördliche Gipfelturm (8160 m) verborgen. Es herrscht reger
"Verkehr", was erhöhte Gefahren bei den Begegnungen in sich birgt. Alle atmen
künstlichen Sauerstoff.
Foto: 360-expeditions.com;
Beschriftung: Günter Seyfferth
Im Internet kann man Videos finden, die
solche Situationen im Auf - und Abstieg drastisch vor Augen führen. Trotz
unzureichender Bildqualität seien folgend zwei Standbilder aus solchen Videos
gezeigt:
|
(23) Blick vom Gipfelgrat nach
Südosten mit Himal Chuli (7893 m) und Ngadi Chuli (7871 m) (Standbild aus Video)
Der Bergsteiger steht auf dem vollig in
Schnee gehüllten Grat in der Nähe des nördlichen Gipfelturms - vielleicht schon
etwas jenseits. Die Schneepyramide vor ihm, die er nicht zu betreten wagte,
türmt sich über dem südlichen Gipfelturm, also über dem Hauptgipfel auf. Bei
dem "i" des Wasserzeichens erkennt man einen Stück Fels. Die
Scharte gemäß der Bilder Nr. 17 und 18 ist vollkommen mit Schnee aufgefüllt.
Es war eine Zweier-Seilschaft, die diese und die folgende Situation aufgenommen
haben. Der Zweite der Seilschaft wagte es nicht, an diesem höchsten Punkt der
Begehbarkeit an seinem Kameraden vorbei auch mal nach ganz vorne zu gehen,
d.h. beide drehten sich zum Abstieg um und stiegen in umgekehrter Folge ab.
Folglich sieht man hier den Rücken des Ersten beim Aufstieg und auf dem
folgenden Bild den Rücken des anderen als Erstem beim Abstieg.
Video:
Tokyo Hutte;
Beschriftung des Standbilds: Günter Seyfferth
|
(24) Blick aus der Nähe des
nördlichen Gipfelturms auf den Stau im Aufstieg zum Gipfel (Standbild aus Video)
Der absteigende Bergsteiger muss sich
links an der aufsteigenden Kolonne vorbeiquetschen, wobei er die doppelte
Sicherung seines Klettergurts bei jedem Entgegenkommenden aus dem Fixseil
ausklinken und wieder einklinken muss, wenn er sich nicht ganz ungesichert der
Gefahr des Absturzes nach links aussetzen will. Da am höchsten Punkt gemäß Bild
Nr. 23 nur der vorderste Bergsteiger auf dem noch schmaleren Grat Platz hatte
und ein gegenseitiger Wechsel der Position unmöglich war, muss die Kolonne
zunächst einmal zum Stillstand gekommen sein, als der Führende dort
angekommen war. Vermutlich blieb fast allen Folgenden nur übrig, auf ihrer
jeweiligen Position in der Schlange kehrt zu machen und in umgekehrter
Reihenfolge abzusteigen. Wer hat den Positionswechsel ganz vorne gewagt und wer
nicht? Wer durfte sich also den Erfolg der Gipfelbesteigung auf die Fahne
schreiben? Lt. Berichten waren alle ganz oben, d.h. viele haben gelogen. Die
Leiter solcher Gruppen müssen sich die Frage gefallen lassen, ob derartige
Massenbesteigungen im Hinblick auf Sicherheit und Ethik verantwortbar sind.
Die Chronisten, die glauben, man könne auch heute noch alle Besteigungen
wahrheitsgemäß und vollständig aufzählen, müssen sich fragen, welchen Wert ihre
aktuelle Arbeit hat. (Die Leser mögen mir verzeihen, dass ich hier
ausnahmsweise Stellung beziehe.)
Video:
Tokyo Hutte;
Beschriftung des Standbilds: Günter Seyfferth
Zum Abschluss dieses Kapitels D muss
nochmals darauf eingegangen werden, wann denn nun eine Besteigung des Manaslu
erfolgreich war. Vorstehend wurde ausgeführt, dass dies der Fall ist, wenn
der Zugang zum südlichen Gipfelturm möglich war und dieser erstiegen wurde.
Es wurde auch ausgeführt, dass mit dem Erreichen des nördlichen Gipfelturms der
Berg als bestiegen gelten darf, wenn ein weiteres Vordringen zum Hauptgipfel
nur über eine Gipfelwechte möglich wäre, deren Betreten aber zu gefährlich ist.
Hingegen lassen Verhältnisse, wie Sie mit Bild Nr. 24 und Text beschrieben
wurden, Zweifel aufkommen, welche Teilnehmer an einer derartigen
Massenbesteigung vorstehende Kriterien für eine gültige Besteigung erfüllt
haben.
Leider haben auch Berichte und Fotos im Internet aufgezeigt, dass sich eine
größere Zahl von Bergsteigern mit dem 8122 m hohen zweiten Vorgipfel begnügt,
dann aber behauptet, den Manaslu bestiegen zu haben. Man mag das Erreichen von
8122 m zwar als eine bergsteigerische Leistung anerkennen, damit ist aber
nicht der 40 m höhere Manaslu bestiegen. U.a. die Bilder Nr. 19 und
20 zeigen diesen zweiten Vorgipfel. Aus dem Sattel jenseits dieses Gratgipfels
ist seine Besteigung fast ein Spaziergang, zumal wenn die Schneelage in dem
Sattel gar fast die Höhe von 8122 m erreicht hat, was bei den Verhältnissen auf
den Bildern Nr. 23 und 24 der Fall war. Die Lügner zerstören Vertrauen. Der
Wahrheitsgehalt von Listen erfolgreicher Besteigungen ist schon längst nicht
mehr überprüfbar.
E.
Wetterküche
Manaslu
Es gibt zwei Zeitfenster,
die aufgrund ihrer Wetterbedingungen für die Besteigung der hohen Berge
in Nepal in Frage kommen: die Monate April und Mai - die sog.
Vormonsunzeit - und die Monate September und Oktober - die sog.
Nachmonsunzeit. Diese Aussage gilt zumindest für die üblichen
Expeditionen, die sich nicht ganz extremen Witterungsbedingungen aussetzen
wollen, in denen die Erfolgsaussichten minimal sind. In den genannten
Zeiträumen wird die Großwetterlage in Nepal hauptsächlich durch den
tropischen östlichen Jetstream bestimmt. Als Jetstream bezeichnet man
die in großen Höhen um die Erde kreisenden Starkwindbänder mit
Windgeschwindigkeiten von mehreren hundert km/h. Weicht der Jetstream in
Richtung tibetisches Hochland zurück, so ist in Nepal mit brauchbarem
Gipfelwetter zu rechnen, dessen Dauer aber recht kurz sein kann. Die
Gipfel der Achttausender ragen in die Höhenzone des Jetstream hinauf.
Wenn diese Luftströmung über dem Gebirgskamm liegt, ist ein Aufenthalt
in den ganz großen Höhen unmöglich. Der Sturm würde die Bergsteiger
vom Berg wehen. Außerdem sorgt er für eine schnelle Auskühlung des
Körpers und bewirkt in kurzer Zeit schwere Erfrierungen. Derartige
Verhältnisse sind bei klarem Himmel an den langen Schneefahnen der
Gipfel zu erkennen, die anzeigen, dass der Sturm den Schnee von den
Bergflanken reißt.
Neben diesen
Einflüssen aus der Großwetterlage haben am Manaslu aber auch die
extremen topografischen Gegebenheiten eine große Auswirkung auf das
Wetter. Der Manaslu Himal steigt - von Süden gesehen - unmittelbar aus
der nepalesischen Tiefebene auf. Da gibt es, abgesehen von ein paar
unbedeutenden Höhenzügen, kein Vorgebirge wie z.B. südlich des Mount
Everest. Die Talsohlen südlich des Manaslu Himal liegen 6000 bis
7000 m tiefer als die Gipfel! Die Sonneneinstrahlung bewirkt, dass sich
die Luft über dem Tiefland erwärmt. Warme Luft nimmt relativ viel
Luftfeuchtigkeit auf - mehr als kalte Luft. Warme Luft ist auch leichter
und steigt nach oben.
|
Beim Aufsteigen kühlt
die Luft ab, ein Teil der Luftfeuchtigkeit kondensiert, es bilden sich
Wolken. Bei südlicher Windrichtung strömen Luft und Wolken gegen die
hohe Gebirgsmauer, es entstehen extrem starke Aufwinde mit weiterer
Wolkenbildung und extremen Temperaturunterschieden. Alles sind beste
Voraussetzungen für lokale Unwetter von heftigstem Ausmaß.
Der Manaslu
ist berüchtigt für seine launischen und gefährlichen Wetterwechsel. Die
Höhenbergsteiger kennen es: früh morgens ist strahlend blauer Himmel,
kein Wölkchen trübt die Vorfreude auf einen schönen Aufstieg ins nächste
Hochlager. Übermorgen der Gipfel? Am Vormittag hängen zwar Quellwolken
tief unten über dem Vorland, aber oben ist alles bestens. Und dann
bricht das Unwetter innerhalb kurzer Zeit wie aus dem Nichts über die
Bergsteiger herein. Die Wolken schießen plötzlich aus dem Tal nach oben,
der Wind wird immer heftiger, dann steckt man selbst in den Wolken, es
beginnt zu schneien, der Sturm peitscht die Schneekristale ins Gesicht,
die Sicht geht gegen Null, die Aufstiegsspur verweht. Aus einem zunächst
herrlichen Aufstieg ist binnen Kurzem ein verzweifelter Abstieg hinunter
in die Sicherheit geworden. Es kann sein, dass am nächsten Morgen wieder
strahlend blauer Himmel herrscht, als wäre nichts gewesen. Es kann aber
auch sein, dass es der Beginn einer Schlechtwetterperiode war mit
Stürmen und Schneefall bis hinunter ins Basislager. Anschließend heißt
es wieder warten, bis die Lawinen abgegangen sind und sich der Neuschnee
weiter oben verfestigt hat. Der Manaslu verlangt von den Bergsteigern
viel Geduld und Zähigkeit. Ähnliche topografische Gegebenheiten
bestimmen übrigens auch das Wetter an der Annapurna-Kette und am Dhaulagiri
I. |
Die
Geschichte der Erkundung, der Erstbesteigung und der Erstbegehung neuer Routen
am Manaslu
finden Sie in ausführlicher Form einschl. Fotos mit eingetragenen Routen
hier.
nach
oben
Copyright © Guenter Seyfferth,
2006. Aktualisierter Stand vom
06.01.2018. Alle
Rechte vorbehalten.
Impressum, Haftungsausschluss, Copyright, Datenschutz
Wenn Sie mit mir Kontakt per E-Mail aufnehmen wollen,
können Sie dies hier tun: [E-Mail
senden]. Bitte haben Sie Verständnis, dass ich nur Mails
beantworte, welche Name und Anschrift des Absenders enthalten. Ihre Daten
werden nicht weitergegeben. Bitte beachten Sie, dass ich keinerlei Auskünfte erteile
zu Reiseveranstaltern, Transportmöglichkeiten, Unterkünften, Ausrüstung,
Verpflegung, Führern, Trägern etc.
|