Beschreibung der Topografie
der Region und Hinweise zu Besteigungen:
Die obigen sechs Luftbilder wurden vorangestellt, um die Übersicht
über den im Wesentlichen von Südwesten nach Nordosten verlaufenden
Gebirgsstock zu erleichtern. Nennenswerte Vorgipfel neben der
Hauptkette gibt es nur im Südwesten südlich des Rupal-Tales.
Der Nanga Parbat mit seinen
"Trabanten" ist ein relativ isoliert stehender Gebirgsstock am
westlichen Ende des Himalaya, südlich des Karakorum. Seine exponierte
Lage nördlich der indischen Tiefebene ist die Ursache für viel
größere Niederschlagsmengen als im Karakorum und für mehr
überraschende Wetterwechsel. Wegen der Nähe zur indisch/pakistanischen
Tiefebene ist hier auch der Einfluss des Sommermonsuns größer als im
Karakorum. Seine nördliche Lage (35° 15' nördlicher Breite) lässt -
wie im benachbarten Karakorum - nur Besteigungen in den
Sommermonaten zu, aber trotzdem mit der Gefahr, dass der Monsun in den Monaten
Juli und August für erhebliche Schneefälle sorgt. Im
Norden ist der Nanga Parbat vom Karakorum durch das tief eingeschnittene
Indus-Tal getrennt. Hier besteht der größte Höhenunterschied zwischen
Tal und Gipfel des gesamten Himalaya. Während der Talboden nur auf 1100
m Höhe liegt steht der Gipfel 7025 m höher auf 8125 m. Allerdings
beträgt die Entfernung vom Tal zum Gipfel doch 24 km, so dass die beim Hunza-Tal
beschriebenen Verhältnisse eindrucksvoller sind, wo der Gipfel des
Rakaposhi (7788 m) in nur 10 km Entfernung 5900 m über der Talsohle
steht. In der folgenden Beschreibung umrunden wir den Berg von
Norden nach Westen und Süden.
(7) Nordflanke (Rakhiotflanke) des Nanga Parbat (8125 m)
vom Karakorum Highway bei Barmas
Die einzelnen Gipfel sind: Silberzacken (7597 m), Nordgipfel (7816 m), Hauptgipfel
(8125 m, niedriger erscheinend als der Nordgipfel), Ganalo Peak (6606 m)
Foto: Dieter Porsche aus dessen Buch "Der versteckte
Achttausender",
www.alpin-extrem.de
Durch den gewaltigen
Höhenunterschied im Nord- und Westabhang des Nanga Parbat trifft man dort
ganz verschiedene Klima- und Vegetationszonen an. Das Indus-Tal ist ein
wüstenhaftes Tal mit heißem Klima, in dem es so gut wie keine Vegetation
gibt, es sei denn, es wird künstlich beässert. Hier ist alles braun bis grau. Erst auf 2500 m Höhe wird es grüner, ab ca. 3000 m gibt es Wald, der stellenweise bis auf 3700 m Höhe
hinaufreichen kann. In dieser Zone liegt z.B. auch die berühmte
Märchenwiese am Rakhiot-Gletscher. Oberhalb bis etwa 4000 m Höhe findet
man stellenweise noch Almmatten, darüber beginnt der vegetationslose
hochalpine Bereich. Die breite Flanke
der Nordseite vom Chongra-Peak über den Nanga Parbat bis zum
Ganalo-Peak ist durch ihre starke Vergletscherung geprägt.
(8) Die Chongra Peaks über dem Rakhiot-Gletscher aus der Nähe der
Märchenwiese Der Hauptgipfel (6830 m, links) wurde erstmals im
Jahr 1934 bestiegen. Foto:
Bernhard Krainer, google.com
Die Zunge des Rakhiot-Gletschers reicht auf 3200 m hinunter.
Über diese Rakhiot-Flanke erfolgte die Erstbesteigung des Nanga Parbat im
Jahr 1953. Hermann Buhl erreichte den Gipfel am 3. Juli im Alleingang; es
war der damalige Gipfelrekord ohne
Verwendung künstlichen Sauerstoffs, der dann 1954 am Cho Oyu überboten
wurde. Vor
dem 2. Weltkrieg hatte der Berg bereits zahlreiche Todesopfer bei
vergeblichen Besteigungsversuchen gefordert. Näheres finden Sie hier. Der
Zugang zur Nordseite erfolgt inzwischen über eine steile Piste für
Fahrzeuge mit Allradantrieb von der Rakhiot-Brücke am Indus hinauf
zum Ort Tato auf 2300 m Höhe. Dort beginnt der Fußweg zur
Märchenwiese auf 3300 m Höhe, einer idyllischen Almwiese, umrahmt von
schönen Wäldern.
(9) Nanga Parbat (8125 m) von der
Märchenwiese (3300 m)
Foto:
Bernhard Krainer, google.com Im
Osten bricht die Wiese abrupt im steilen Hang der Moräne des
Rakhiot-Gletschers ab. Auf der Märchenwiese gibt es inzwischen eine
Infrastruktur mit bewohnbaren Hütten. Der Blick nach Süden wird von der Rakhiotflanke des
Nanga Parbat beherrscht. Der Gipfel befindet sich fast 5000 m höher als
der Betrachter. Der Trekker kann ohne Probleme weiter nach Süden vorbei
am Lagerplatz Beyal (3500 m) bis zur Querung des Ganalo-Gletschers auf
3700 m Höhe wandern. Wer sich auch das nicht ganz ungefährliche
Abenteuer der Gletscherquerung zutraut, kann weiter (mit
Zeltausrüstung!) - vorbei an Alfred Drexels Grab
- bis zum Gipfel der
Großen Moräne auf 4560 m Höhe gelangen, wo man sich in
beeindruckender Nähe zur Nordwand des Nanga Parbat befindet. Hier beginnt der Eisbruch des
Rakhiot-Gletschers. Die Aussicht reicht im Norden bis zum Rakaposhi
(7788 m) im Karakorum:
(10) Blick vom großen Moränenhügel oberhalb des Rakhiot-Gletschers
nach Norden mit Rakaposhi (7788 m), Diran (7266 m) und den
Miar Peaks Die Märchenwiese liegt in der bewaldeten Fläche in der
linken Bildhälfte. Zu Füßen des Betrachters standen die Basislager der
Expeditionen von 1932 bis 1953. Foto:
Bernhard Krainer, google.com
(11) Blick vom großen Moränenhügel in die Nordflanke des Nanga
Parbat Der Hauptgipfel ist hier nicht zu sehen. Die Nordflanke
zwischen Silberzacken (Bildmitte) und Nordgipfel schickt immer wieder
gefährliche Lawinen zu Tal, welche auch die Route der Erstbesteiger
durch den links sichtbaren Eisbruch des Rakhiot-Gletschers erreichen.
Foto: unbekannt
Das Diamir-Tal im Nordwesten des Nanga Parbat wird von Bunar am Indus über
eine Schotterpiste bis zum Ort Diamiroi erreicht. Dort beginnt der Fußweg
durch das zunächst sehr enge Tal mit dem
Ganalo-Kamm im Norden und dem Mazeno-Kamm im Süden. Auf der rechten Talseite zieht zunächst der
lange, stark vergletscherte Mazeno-Kamm die Blicke auf sich:
(12) Der lange Grat des Mazeno-Kammes aus dem Diamir-Tal.
Man kann es kaum glauben, aber im Jahr 2012 wurde der Gipfel des
Nanga Parbat (links außerhalb des Bildes) über diesen Grat bestiegen.
18 Tage dauerte die Odyssee vom Aufbruch im Basislager auf der Südseite
des Kammes bis zur Ankunft im Basislager unter der Diamir-Flanke.
Näheres dazu finden Sie
hier.
Foto:
Dieter
Porsche, www.alpin-extrem.de
Auf dem Weiterweg beherrscht bald die mächtige, eisgepanzerte
Diamir-Flanke des Nanga Parbat die Szene. Wo die Gletscherzunge in 3600 m
Höhe erreicht wird, wird der Talboden breiter. Der Weg führt weiter hinter
der nördlichen Moräne des Gletschers bis zum Basislager in 4000 m Höhe.
(13) Die Diamir-Flanke des Nanga Parbat aus dem Diamir-Tal in der
Nähe des Basislagers Der sog. Normalaufstieg verläuft auf der
linken Seite. Eine Routenskizze finden Sie
hier.
Selbst der Laie kann sich leicht ausmalen, welche gigantischen Lawinen
über diese fast 4000 m hohe Wand herunterfegen. Man vergleiche diese
Sicht mit der Sicht aus dem Flugzeug gemäß Bild Nr. 2. Foto:
Luis
Stitzinger & Alix von Melle, www.goclimbamountain.de
Durch
den linken Teil führt heute der sog. Normalanstieg auf den Berg. In der
Mitte der Wand
versuchte sich erstmals im Jahr
1895 ein Bergsteiger am Nanga Parbat.
A.F. Mummery und seine 2 Begleiter kamen immerhin auf 6100 m Höhe,
verschwanden aber auf dem Übergang ins nächste Tal spurlos.
Traurige Berühmtheit erlangte dieser Standort durch die Ermordung von 11
Bergsteigern im Basislager durch pakistanische Terroristen im Jahr 2013
(siehe hier). |
Den Blick hoch oben aus der Diamir-Flanke ins Tal zeigt das nächste
Bild:
(14) Tiefblick aus der Diamirflanke des Nanga Parbat ins Tal mit
dem Diamir-Gletscher Die Bergsteigerin hat aber immer noch
ca. 1800 Höhenmeter bis zum Gipfel vor sich. Foto:
Luis
Stitzinger & Alix von Melle, www.goclimbamountain.de
Aus dem Diamir-Tal führt ein Übergang über den Mazeno-Pass (5358 m) zur
Südseite des Nanga Parbat ins Rupal-Tal. Dieser Übergang wird allerdings
nur selten gegangen. Er erfordert Übung im Begehen von Gletschern.
(15) Blick vom Mazeno-Pass (5358 m) nach Nordwesten in Richtung
Diamir-Tal Foto:
Marc Ewert,
www.panoramio.com
(16) Blick vom Aufstieg zum Mazeno-Pass nach Südosten auf die
Berge jenseits des Rupal-Gletschers Über dem Tal steht der
Schlaginweit Peak, 5971 m; rechts ist gerade noch der Toshe V (6110 m)
zu sehen. Bitte vergleichen Sie auch mit Bild Nr. 16. Foto:
Marc Ewert,
www.panoramio.com
Vom benachbarten Mazeno-Grat sind sämtliche Gipfel südlich des Rupal-Tales
zu überblicken. Das folgende Bild zeigt einige dieser Gipfel im Südwesten
südlich des Rupal-Gletschers:
(17) Blick aus dem westlichen Bereich des Mazeno-Kammes nach
Südwesten mit dem Schlaginweit Peak (5971 m) und dem Schaigiri
Peak (6290 m) dahinter sowie dem Toshe V (6110 m) auf der
rechten Seite. Foto:
Luis
Stitzinger & Alix von Melle, www.goclimbamountain.de
Das folgende Luftbild zeigt alle wesentlichen Gipfel der Berggruppe
südwestlich des Nanga Parbat:
(18) Luftbild der Toshe-Gruppe aus Richtung Nord-Nordwest
(Bitte öffnen Sie das Foto im Großformat; dort ist die
Beschriftung gut lesbar.) Das eingangs gezeigt Luftbild Nr. 3
ermöglicht eine gute Einordnung dieser Berge in das Gesamt-Massiv des
Nanga Parbat. Das vorherstehende Bild Nr. 16 ist von einem Standort
außerhalb des linken Bildrandes aufgenommen. Dort steht der Toshe V,
der hier in Bildmitte zu sehen ist, am rechten Bildrand. Foto:
Harald Roesch; Beschriftung: Günter Seyfferth
Von Süden/Südosten
gesehen steigt der Nanga Parbat aus einer Hochebene mit relativ niedrigen
Gipfeln auf. Man nähert sich einer langen Mauer vom Mazeno-Grat im Westen
bis zu den Chongra Peaks im Osten. Der Nanga Parbat befindet sich in der
Mitte dieser langen Wand aus Fels und Eis. Bei der Anfahrt auf der Piste
von Süden, die weiter nach Astor führt, sieht man nur den mittleren und
östlichen Bereich dieser Mauer:
(19) Blick von Süden auf den Nanga Parbat (8125 m, links), den
Rakhiot Peak (7070 m) und den südlichen und mittleren Chongra Peak.
Etwa 2600 m hoch liegt der Standort, der Nanga Parbat überragt
den Betrachter also um ca. 5500 m.
Bald mündet von links das Rupal-Tal. Eine
Trekking-Tour führt dieses Tal hinauf bis zum Rupal-Gletscher. Hier
wandert man unter der berühmt-berüchtigten
Rupalwand, der höchsten Wand der Erde, entlang. Mit dem Prädikat "Wand"
ist die Zone einer Bergflanke gemeint, die oberhalb flacherer Zonen liegt
und ab dort nur mit bergsteigerischer Ausrüstung (Pickel, Steigeisen,
Seilsicherung, Kletterhilfen) begangen werden kann. Der Fuß der Rupalwand
beginnt in dieser Weise direkt über der Sohle des Rupal-Tales auf 3600 m
Höhe. Bei einer Gipfelhöhe von 8125 m hat die Rupalwand also eine Höhe von
ca. 4500 m. Die Rupalwand ist extrem gefährlich und schwierig. Es muss
selbst in den ganz hohen Zonen noch geklettert werden, wo der
Sauerstoffmangel den Bergsteiger ohnehin schon bis an seine Grenzen
fordert. Die Lawinengefahr ist in dieser Wand, die jedes Schlechtwetter
anzieht und festhält, eine ständige und nervernaufreibende Bedrohung.
(20) Die oberen 2/3 der Rupalflanke des Nanga Parbat Die Wand
mit ihrer vollständigen Höhe zeigt Bild Nr. 5.
Foto:
Bernhard Krainer, google.com Die Wand wurde erstmals von den Brüdern
Günther und Reinhold Messner im Jahr
1970 bezwungen. Dieses Ereignis, das
Günther Messner im Abstieg das Leben kostete, zog weltweit Aufsehen erregende
Kontroversen zwischen den Expeditionsteilnehmern nach sich. Näheres dazu finden
Sie hier und hier.
(21) Blick von der Querung des Bazhin-Gletschers nach Westen zur
Toshe-Gruppe am Ende des Rupal-Tales Foto:
Johan Assarrson, www.flickr.com
(22) Blick von Süden über den Rupal-Gletscher hinweg zum
Mazeno-Kamm und dem Nanga Parbat Bitte vergleichen Sie diese
Aufnahme mit dem Luftbild Nr. 6.
Foto: Doug Scott |